Die Verkehrsminister planen für das 49-Euro-Ticket eine Einführungsphase von zwei Jahren.

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Berlin – Für Millionen Fahrgäste in Deutschland kommt im kommenden Jahr ein bundesweites 49-Euro-Monatsticket für Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr. Bund und Länder einigten sich am Mittwoch über offene Finanzierungsfragen beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Das Deutschlandticket soll möglichst schnell eingeführt werden, angestrebt wird ein Start im Jänner.

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte: "Jetzt ist der Weg frei für die größte ÖPNV-Tarifreform in Deutschland." Das digitale und deutschlandweit gültige Deutschlandticket ist für einen Einführungspreis von 49 Euro pro Monat in einem monatlich kündbaren Abonnement vorgesehen. Die Attraktivität des ÖPNV werde damit deutlich erhöht. Das helfe auch, Klimaziele zu erreichen. "Gleichzeitig wird das Deutschlandticket dazu beitragen, die Bürgerinnen und Bürger finanziell zu entlasten." Das neue Ticket kostet drei Milliarden Euro, Bund und Länder finanzieren es jeweils zur Hälfte.

Auf Finanzierung geeinigt

Der Bund erhöht zugleich die sogenannten Regionalisierungsmittel, mit denen die Länder Bahn- und Busverbindungen bei den Verkehrsunternehmen bestellen. Die Länder hatten dies zur Bedingung dafür gemacht, dass sie das 49-Euro-Ticket mitfinanzieren.

Der Bund stellt laut Beschluss schon ab 2022 zusätzliche Regionalisierungsmittel in Höhe von einer Milliarde Euro jährlich zur Verfügung. Zudem sollen die Regionalisierungsmittel jährlich um drei Prozent erhöht werden, bisher seien es 1,8 Prozent. Aus Sicht des Bundes sollten die Länder ihre jährlichen Beiträge in entsprechender Höhe steigern. Über die weitere Entwicklung der Regionalisierungsmittel und des Deutschlandtickets für die Zeit ab 2025 wollen Bund und Länder Ende 2024 sprechen. Die Länder hatten eine deutlichere Erhöhung der Mittel gefordert.

Zwei Jahre Einführungsphase

Das millionenfach gekaufte Neun-Euro-Ticket hatte im Juni, Juli und August für je einen Monat Fahrten in Bus und Bahn ermöglicht. Die Verkehrsminister planen für den Nachfolger eine Einführungsphase von zwei Jahren. Ab dem zweiten Jahr könnte das Ticket teurer werden. Geplant ist eine "Dynamisierung" in Form eines automatischen Inflationsausgleichs.

Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, sagte, das Neun-Euro-Ticket im Sommer sei keine Eintagsfliege gewesen. "Vielmehr tragen Bund und Länder nun gemeinsam dem Willen der Menschen Rechnung, die eindrucksvoll bewiesen haben, dass sie mehr Bus und Bahn fahren wollen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen."

Greenpeace-Verkehrsexpertin Marissa Reiserer sagte, die Verkehrswende in Deutschland nehme endlich Fahrt auf. "Wie überfällig das ist, zeigt der massive Rückstand des Verkehrs beim Klimaschutz." Damit das Deutschlandticket nicht nur beim Klimaschutz seine volle Wirkung entfalte, müsse es um einen Sozialtarif von neun Euro ergänzt und der öffentliche Verkehr konsequent ausgebaut werden.

Forderung nach besserem Verkehrsangebot

Der Deutsche Städtetag hält den Beschluss für das 49-Euro-Ticket für unzureichend. Mit den in Aussicht gestellten Geldern sei an einen Ausbau von Bussen und Bahnen im nötigen Umfang nicht zu denken, sagte Verbandspräsident Markus Lewe. Den Städten sei wichtig, dass ein bundesweites 49-Euro-Ticket mit einem besseren Verkehrsangebot verbunden werde. Beides zusammen sei mit den Mitteln aber nicht zu machen. "Es droht weiter, dass Fahrpläne ausgedünnt werden müssen. Die Verkehrswende droht damit auf dem Abstellgleis zu landen", sagte der Oberbürgermeister von Münster.

Mit Kosten von jährlich 588 Euro wäre das Deutschlandticket deutlich günstiger als das im Vorjahr in Österreich eingeführte Klimaticket, das 1.095 Euro kostet. Allerdings gilt dieses auch im Fernverkehr innerhalb Österreichs. (APA, 3.11.2022)