Bolsonaro bekam in der Stichwahl 49,1 Prozent der Stimmen.

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Rio de Janeiro – Der abgewählte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat seine Anhänger und Anhängerinnen aufgefordert, aus Protest gegen seine knappe Niederlage bei der Präsidentschaftswahl errichtete Straßenblockaden aufzulösen. "Ich appelliere an euch: Gebt die Straßen frei", sagt er in einem am Mittwoch auf Twitter verbreiteten Video. Proteste "an anderen Orten" seien hingegen "willkommen", da sie "Teil des demokratischen Spiels" seien.

"Protestiert auf eine andere Art und Weise, an anderen Orten, das ist sehr gut", sagte er. "Ich bin an eurer Seite und bin sicher, dass ihr an meiner seid." Die Straßen sollten aber "zum Wohl unser Nation" freigegeben werden. Straßenblockaden schienen ihm "kein Teil legitimer Demonstrationen" zu sein, erklärte Bolsonaro.

Demonstrationen für Eingreifen der Armee

Aus Protest gegen den Sieg von Luiz Inácio Lula da Silva blockieren Bolsonaro-Anhänger seit Tagen wiederholt im ganzen Land Straßen. Im südlichen Bundesstaat Santa Catarina wurden am Mittwoch Demonstranten dabei gefilmt, wie sie den Hitlergruß zeigten. Dort hatten fast 70 Prozent für Bolsonaro gestimmt.

Zudem forderten am Mittwoch zehntausende Bolsonaro-Anhänger ein Eingreifen der Armee. Wie die Nachrichtenwebsite UOL berichtete, fanden in elf von 27 Bundesstaaten Demonstrationen vor Militärstandorten für ein Eingreifen der Armee statt – unter anderem vor dem Hauptquartier der Armee in der Hauptstadt Brasilia.

Der linksgerichtete Lula hatte die Stichwahl am Sonntag knapp gewonnen. Er bekam 50,9 Prozent der Stimmen, Bolsonaro 49,1. Es ist das engste Ergebnis einer Präsidentschaftswahl in Brasiliens neuerer Geschichte. Erst nach zweitägigem Schweigen erklärte Bolsonaro am Dienstag, die Verfassung zu respektieren, und gab damit grünes Licht für die Machtübergabe an Lula – ohne aber seine Niederlage einzugestehen. (APA, 3.11.2022)