Die Hälfte der befragten jungen Menschen will auch aktiv politisch mitbestimmen.

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Sorgen über mangelndes Interesse junger Menschen an Politik hört man zwar oft – sie scheinen aber eher nicht angebracht zu sein. Zumindest, wenn man dem vom Staatssekretariat für Jugend neu geschaffenen "Jugend-Demokratie-Monitor" Glauben schenkt. Für die Studie hat das Gallup-Institut gut 1.000 Personen zwischen 14 und 30 Jahren befragt, 600 per Online-, gut 400 per Telefoninterview. Zentrales Ergebnis: 89 Prozent der jungen Menschen gaben an, sich für Politik zu interessieren – wenn auch 32 Prozent nur "ein wenig".

Bei den Älteren innerhalb dieser Gruppe, konkret den 26- bis 30-Jährigen, fällt das Interesse mit 91 Prozent höher aus als bei den 14- bis 19-Jährigen (85 Prozent). Bei jungen Menschen mit Matura war das Interesse noch höher ausgeprägt als bei den anderen. Hier gaben 94 Prozent der Befragten an, sich für Politik zu interessieren.

Die Hälfte will politisch mitbestimmen

Fast die Hälfte der jungen Menschen gibt zudem an, mehr mitbestimmen zu wollen – 50 Prozent in der Bundespolitik, 49 Prozent im Bundesland, 47 in der Gemeinde, 46 am Arbeitsplatz und 44 Prozent in der Schule.

Bei eigener politischer Mitwirkung könnten sich 52 Prozent der jungen Menschen vorstellen, sich in einer Bürgerinitiative zu engagieren; und noch einmal genauso viele, wegen eines Anliegens Kontakt mit einer Politikerin oder einem Politiker aufzunehmen. Für 45 Prozent wäre es auch denkbar, eine eigene Initiative zu starten.

Die Befragten gaben an, sich bisher folgendermaßen politisch eingebracht zu haben: indem sie wählen gingen (63 Prozent), eine Petition oder Unterschriftenliste unterzeichneten (49 Prozent), ein Posting zu einem Artikel im Internet absetzten (ebenfalls 49 Prozent) oder politischen Content auf sozialen Medien teilten (34 Prozent).

Instagram vor Facebook und Youtube

"Junge wollen sich einbringen", lautete das Resümee der Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) zur Studie. Neben den fast 90 Prozent Politikinteressierten wollten nämlich auch "mehr als die Hälfte aktiv gestalten". Die ORF-"ZiB" auf Instagram sei zudem "der Teletext einer neuen Generation". Internet und Social Media wies die Studie nämlich wenig überraschend als wichtige Informationskanäle junger Menschen zur Politik aus.

Konkret gaben 69 Prozent das Internet als Informationsquelle für politische Themen an, 55 Prozent das Fernsehen und 52 Prozent explizit Social Media. Die beliebtesten sozialen Medien sind Instagram (72 Prozent), Facebook (49 Prozent) und Youtube (43 Prozent).

Nur die Hälfte blickt optimistisch in die Zukunft

Abgefragt wurden in der Studie auch die Zukunftserwartungen. Dabei gab mit 55 Prozent eine relativ knappe Mehrheit an, eher bis sehr zuversichtlich in die Zukunft zu schauen.

Mit fortschreitendem Alter nimmt der Optimismus allerdings ab. Während er bei den 14- bis 19-Jährigen noch 64 Prozent beträgt, sind es bei den 20- bis 25-Jährigen nur noch 57 Prozent. Bei den über 25-Jährigen blickt gar nur noch eine Minderheit von 45 Prozent positiv gestimmt in die Zukunft. Zehn Prozent aller befragten jungen Menschen geben zudem an, sehr besorgt in die Zukunft zu schauen, 35 Prozent "eher besorgt". (Martin Tschiderer, 4.11.2022)