"Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak entschuldigt sich für "unangemessene Nähe" zu Thomas Schmid.

Foto: Die Presse“ / Christine Pichler

Wien – "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak entschuldigt sich in einem Schreiben bei Leserinnen und Lesern der "Presse" und bei der Redaktion "für die Tonalität und unangemessene Nähe" in Chats zwischen ihm und Thomas Schmid. Der Redakteursausschuss der "Presse" lädt für Montag, 13 Uhr, zur Redaktionsversammlung – und betont in der Einladung, dass hier "rote Linien" nicht erst mit strafrechtlichen Handlungen überschritten würden.

  • Update: Styria-Vorstandschef Markus Mair erklärte am Freitag im Ö1-Medienmagazin "#Doublecheck", derlei dürfe und werde nicht mehr vorkommen. "Der Fehler liegt daran, dass aus Eitelkeit oder womöglich falsch verstandener Ironie mit einem Beamten kommuniziert wird, wie man es grundsätzlich nicht tun sollte. Daran muss man jedenfalls arbeiten."
    Solche Kommunikation sei eines Chefredakteurs nicht würdig, wurde Mair zitiert. Und: "Wir haben die Situation und das Verhalten von Chefredakteur Rainer Nowak intern intensiv diskutiert, und dieser Prozess wird auch noch in den kommenden Tagen andauern. Ich erlebe Rainer Nowak hier als demütig." Das Image der "Presse" sehe Maier nicht nachhaltig beschädigt.

Journalistische Kontakte dürften keinesfalls für Eigeninteressen verwendet werden

Journalistische Kontakte mit politischen Entscheidungsträgern sollen keinesfalls zur Durchsetzung irgendwelcher Eigeninteressen verwendet werden, heißt es nach STANDARD-Infos sinngemäß in der Einladung zur Redaktionsversammlung am Montag.

Aus einem Bericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) geht hervor, dass Nowak gegenüber Schmid in den Chats Ambitionen auf den ORF-Chefposten ausdrückte. DER STANDARD berichtete. Nowak und sein Anwalt Johannes Zink erklärten dem STANDARD, dass nach ihren Informationen eine anonyme Anzeige von der WKStA nach eingehender Prüfung nun zurückgelegt wurde.

"Nie einen Deal gehabt"

"Die Presse" reagierte auf die Veröffentlichung des offenbar abschließenden Berichts der WKStA am Donnerstag online: "Die dadurch entstandene Vermutung, es habe bezüglich einer künftigen Position in der Chefetage des ORF eine Vereinbarung zwischen ihm und Schmid gegeben, weist der Chefredakteur der 'Presse' zurück: Er habe nie einen Deal mit dem späteren Chef der Öbag gehabt."

"Empörung" in der Redaktion

In der Redaktion fand Donnerstagnachmittag eine Sitzung des Redakteursausschusses mit Nowak statt, für Montag ist eine Redaktionsversammlung geplant.

Redaktionsmitglieder sprechen von "riesigem Unmut" und "Empörung" in der "Presse"-Redaktion. Die Inhalte der Chats und die Kontakte ihres Chefredakteurs (und Schmids ÖVP-interne Chats über ihren Chefredakteur) "färben auf uns und unsere Arbeit und 'Die Presse' ab", sagt ein Redaktionsmitglied. (prie, fid, 3.11.2022)