Menschen in Seoul schauen einen TV-Beitrag über Nordkoreas Raketentests.

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Pjöngjang – Nordkorea hat in der Nacht auf Freitag zahlreiche Artilleriegeschoße abgefeuert. Das südkoreanische Militär teilte mit, es habe am Donnerstag kurz vor Mitternacht die ersten von rund 80 Artilleriegeschoßen im Seegrenzgebiet zwischen Nordkorea und Südkorea entdeckt.

Nordkoreas Verhalten sei ein Verstoß gegen das 2018 geschlossene Abkommen zwischen beiden Ländern. Das südkoreanische Verteidigungsministerium habe eine Warnung an Nordkorea geschickt.

Vorbereitung auf möglichen Atombombentest

Am Donnerstag hatte Nordkorea nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap erneut mehrere ballistische Raketen in Richtung Japanisches Meer abgefeuert, darunter offenbar auch eine Interkontinentalrakete. Die USA verurteilten den Raketentest. Sie forderten den UN-Sicherheitsrat auf, am Freitag öffentlich über Nordkoreas Raketentests zu beraten.

Die USA gehen davon aus, dass sich Nordkorea auf einen Atombombentest vorbereitet. Es sei allerdings nicht klar, wann genau der Test stattfinden solle, sagte ein amerikanischer Regierungsbeamter, der nicht namentlich genannt werden wollte, Reuters in einem Exklusivgespräch.

USA hoffen auf Einfluss Chinas und Russlands

Die Vereinigten Staaten glaubten jedoch, dass Russland und China die nordkoreanische Regierung überzeugen könnten, die Atomtests nicht wiederaufzunehmen: "China und Russland sind seit langem gegen das nordkoreanische Atomprogramm. Wir glauben und erwarten, dass sie ihren Einfluss geltend machen werden, um die Volksrepublik Nordkorea dazu zu bringen, keinen Atomtest durchzuführen."

Der Beamte forderte Pjöngjang auf, den Dialog mit den Vereinigten Staaten wiederaufzunehmen. Washington sei bereit, direkt mit Nordkorea in Kontakt zu treten und über humanitäre Hilfe zu sprechen. Er wies die zunehmenden Forderungen einiger Nordkorea-Experten zurück, das Land als Atommacht anzuerkennen, das niemals abrüsten werde. "Es gibt einen außerordentlich starken globalen Konsens, dass Nordkorea keine Atommacht sein kann und darf", sagte der US-Regierungsbeamte.

Anfang September hatte Nordkorea ein Atomwaffengesetz verabschiedet, das das Recht auf einen nuklearen Erstschlag zur Selbstverteidigung vorsieht. Auch der Status als Atommacht wird darin "unumkehrbar" verankert, wie staatliche Medien des Landes berichteten. (APA, 4.11.2022)