Wien – Wer wird nach dem Tod von Dietrich Mateschitz der neue Boss von Red Bull? Lange wurde gerätselt. Nun ist fix, dass die thailändische Industriellenfamilie Yoovidhya, die 51 Prozent der Anteile am Milliardenkonzern hält, den Chef über ein weit verzweigtes Reich aus Energy-Drink-Dosen, Medien, Immobilien. Fußball, Formel 1 und Extremsport nicht aus ihren eigenen Reihen stellen wird.

Am Freitag gab Mateschitz' Sohn Mark mit einem Schreiben an die Mitarbeiter des Konzerns die Nachfolgeregelung bekannt: "Wie von meinem Vater und mir vorgeschlagen und gewünscht und von unseren thailändischen Partnern unterstützt, wird ein Board of Directors die Geschäfte von Red Bull führen. Es besteht aus Franz Watzlawick (CEO Beverage Business), Alexander Kirchmayr (CFO) und Oliver Mintzlaff (CEO Corporate Projects und Investments)."

Mark Mateschitz ist nicht mehr operativ im Konzern tätig und will sich eigenen Angaben zufolge nun auf die Rolle als Gesellschafter konzentrieren.
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Mark Mateschitz legt seinen Job als Head of Organics, dahinter verbirgt sich die Bio-Erfrischungsgetränke-Sparte, nieder. Er wolle nicht Angestellter und Gesellschafter zugleich sein, lässt der 30-Jährige wissen. Er konzentriere sich daher auf die Rolle des Gesellschafters. Darüber hinausgehende Fragen will er nicht beantworten.

Von Leipzig nach Fuschl

Durchaus überraschend kommt der Wechsel von Mintzlaff, der seit 2014 Geschäftsführer beim deutschen Fußball-Bundesligisten RB Leipzig war. Er soll fortan die Sportagenden des Konzerns leiten. Franz Watzlawick war seit 2018 globaler Vertriebsleiter und soll spätestens seit damals dem inneren Führungszirkel angehört haben. Davor war er Red-Bull-Deutschland-Chef. Alexander Kirchmayr kam mit Jahresbeginn als Prokurist ins Dosen-Universum, ist dem Konzern aber auch bereits seit fast 20 Jahren verbunden. Davor arbeitete er für die OMV tätig – unter anderem in Pakistan, Großbritannien und Rumänien.

Die drei Red-Bull-Urgesteine Roland Concin, Walter Bachinger und Volker Viechtbauer verlassen ihre bisherigen Positionen. Sie bleiben als Berater für Red Bull an Bord, um das Board of Directors zu unterstützen, schreibt Mark Mateschitz. Concin ist ein ehemaliger Manager des Getränkeherstellers Rauch, von dem Red Bull seine Dosen befüllen lässt.

Oliver Mintzlaff war seit 2014 Geschäftsführer beim deutschen Cupsieger RB Leipzig.
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Bachinger und Viechtbauer, beide sind langjährige Weggefährten von Dietrich Mateschitz, übernehmen zudem die Geschäftsführung der Distribution & Marketing GmbH. Diese hält 49 Prozent der Anteile an Red Bull und ging mit dem Tod von Dietrich Mateschitz ins Eigentum seines Sohnes über.

An neuen Projekten fehlt es nicht. Seit Oktober ist offenbar fix, dass Red Bull mit Rauch die an der Kippe stehende Brandenburger Urstromquelle in Baruth in Deutschland übernimmt. Mit 300 Mitarbeitern zählt sich diese zu den größten europäischen Abfüll- und Distributionszentralen. Rauch gibt rund um Red Bull keine Stellungnahmen ab.

Mehrheitseigentümer in Thailand

Die Mehrheit an Red Bull hält die thailändische Unternehmerfamilie Yoovidhya, auf deren Aufputschgetränk Krating Daeng, zu Deutsch "Roter Stier", die Erfolgsgeschichte des Konzerns basiert und der Mateschitz im Jahr 1984 die internationalen Vermarktungsrechte abkaufte. 49 Prozent der Anteile gehören dabei der Familienholding TC Agro Trading mit Sitz in Hongkong, weitere zwei Prozent dem mittlerweile 72-jährigen Familienoberhaupt Chalerm Yoovidhya.

Kontinuität

In seinem Schreiben verspricht Mark Mateschitz Kontinuität im Unternehmen. Das Verhältnis zur Familie Yoovidhya bezeichnet er als "freundschaftlich" und reagiert damit wohl auch auf immer wieder aufkeimende Gerüchte über einen Machtkampf hinter den Kulissen. Seit Gründung der Gesellschaft 1987 seien alle Gesellschafterbeschlüsse ausnahmslos einstimmig gefasst worden, lässt er seine Mitarbeiter wissen. An dieser Tradition wolle man festhalten.

Dietrich Mateschitz konnte mit seinen 49 Prozent angesichts des wirtschaftlichen Erfolgs des Energydrinks jedoch über Jahrzehnte fast uneingeschränkt schalten und walten. Zuletzt schüttete Red Bull jährlich mehrere hundert Millionen Euro an die Mehrheitseigentümer aus – im Jahr 2020 war es über ein halbe Milliarde Euro.

Eine Übersicht über das Dosen-Imperium.
Foto: Der Standard

(vk, and, 4.11.2022)