Hersteller wie Nanoleaf nutzten den Event, um auch gleich neue Produkte mit fix integriertem Matter-Support anzukündigen.

Foto: Nanoleaf

Die Erwartungen an Matter sind groß: Der neue Standard soll endlich mit dem aktuellen Wirrwarr an unterschiedlichen Smart-Home-Lösungen aufräumen, stehen dahinter doch praktisch alle relevanten Firmen der Branche – von Apple über Google bis zu Samsung, Amazon, Ikea und Philips – sowie natürlich viele kleine Gerätehersteller.

Startschuss

Nach mehreren Verzögerungen war es vor einigen Wochen so weit: Die Version 1.0 des Matter-Standards wurde finalisiert. Nun folgt der nächste Schritt: Im Rahmen eines offiziellen Launch-Events der Connectivity Standards Alliance (CSA) gab es zahlreiche Informationen dazu, wie es mit Matter nun konkret weitergeht. Von ersten neuen Geräten bis zu Updates für bestehende Devices gab es dabei viele neue Informationen – und auch einen Ausblick auf kommende Versionen der Matter-Spezifikation.

Updates

Beginnen wir mit den Updates: Google hatte bereits vor einigen Wochen angekündigt, dass praktisch alle seine Geräte aus der Nest-Serie noch vor Jahresende Matter-kompatibel gemacht werden sollen, wenn auch je nach verbauter Hardware natürlich in unterschiedlichem Ausmaß. Auch Android-Smartphones sollen schon bald Matter-kompatibel sein – und zwar dank dem gewählten Weg über eine Aktualisierung der Google Play Services praktisch alle aktuellen Geräte.

Amazon

Nun folgt Amazon: Bei insgesamt 30 Echo- und Eero-Modellen soll der Matter-Support nachgereicht werden, es gehe dabei um rund 100 Millionen Devices, wie der Hersteller betont. Die Updates für die ersten 17 Modelle sollen noch vor Ende des Jahres erscheinen, damit geht auch ein neuer Setup-Ablauf zum Einrichten entsprechender Geräte einher, der zunächst einmal in Kombination mit der Android-App verfügbar sein wird und unter iOS dann Anfang 2023 folgen soll.

Zu den Amazon-Geräten, die schon im Dezember Updates erhalten sollen, gehören vor allem aktuelle Modelle aus der Echo-Linie an smarten Lautsprechern, also etwa der Echo der dritten und vierten Generation oder ähnlich neue Echo Dots oder Echo Shows.

Kombination

Ebenfalls Updates für den Matter-Support versprechen Firmen wie Samsung, Ikea oder auch Philips – zumindest für jene Geräte, wo das geht. Denn was nicht vergessen werden darf: Nicht alle Devices haben die notwendige Hardware, um Matter auch direkt zu unterstützen. Das gilt gerade für Endgeräte wie Glühlampen oder Schlösser, für diese können dann aber als Brückenlösung für die Eingliederung in ein Matter-Netzwerk weiterhin passende Hubs verwendet werden.

Die Basics

Zeit, an ein paar Grundlagen von Matter zu erinnern: Der neue Standard nutzt einen Mix aus unterschiedlichen Funkstandards für die Kommunikation innerhalb des Smart Homes. Neben Bluetooth und WLAN ist das vor allem auch das Mesh-Netzwerkprotokoll Thread. Gerade bei Letzterem spießt es sich, da nicht alle bestehenden Geräte die notwendige Hardware enthalten. Das erklärt auch, warum manche Hersteller nun ein Update auf vollständigen Matter-Support ankündigen können und andere auf Brückenlösungen oder kommende Hardwaregenerationen verweisen.

Ein Erklärvideo der Connectivity Standards Alliance (CSA) zu Matter.
Connectivity Standards Alliance

Im Gegensatz zu aktuellen Systemen von Amazon oder Google erfolgt die Kommunikation bei Matter lokal. Ein Umweg über die Cloud ist also nicht mehr notwendig. Die Interoperabilität soll ermöglichen, dass künftig etwa ein Homekit-Netzwerk auch über einen Nest Hub ansprechbar ist oder umgekehrt ein Echo zur Steuerung eines mit Google Assistant eingerichteten Smart Homes genutzt werden kann. Auch Dinge wie das Setup von Smart-Home-Geräten werden durch Matter vereinheitlicht – und vereinfacht.

Neue Kategorien

In der Version 1.0 ist Matter auf einige ausgewählte Produktkategorien beschränkt – etwa Lampen, Schalter oder Thermostate. Die CSA nutzte den Event aber auch, um anzukündigen, wie es weitergeht: Im nächsten Schritt sollen unter anderem Kameras, Staubsaugerroboter und unterschiedliche Sensoren – etwa für Luftqualität oder auch Rauchmelder – über den Matter-Standard abgedeckt werden. Einen konkreten Zeitpunkt nennt man dabei noch nicht. Gegenüber "The Verge" heißt es aber, dass die Spezifikation alle sechs Monate aktualisiert werden soll, bei einzelnen Gerätetypen könnte es also recht schnell gehen.

Neue Devices und kommende Verwirrung

Einige Firmen nutzten den Event, um auch gleich ihre kommenden Matter-kompatiblen Geräte vorzustellen. So präsentierte etwa Nanoleaf neue Lampen und Lichtstreifen, die ohne Umwege direkt in ein Matter-Netzwerk integriert werden können, diese sollen Anfang 2023 auf den Markt kommen. Nuki zeigte wiederum einen Prototyp eines Matter-kompatiblen Türschlosses, während man betont, dass bestehende Schlösser aufgrund zu schwacher Chips kein Matter-Update erhalten sollen, wie heise.de in Erfahrung gebracht hat.

All das verdeutlicht auch: Für die Konsumenten dürfte nun – wenig überraschend – eine etwas unübersichtliche Phase an Umstellungen und Aktualisierungen folgen. Bis das eigene Smart Home rein mit Matter-kompatiblen Geräten betrieben werden kann, dürfte also noch etwas Zeit vergehen – und einiges an Geld in die Taschen der Hersteller wandern. (Andreas Proschofsky, 4.11.2022)