Die genaue Herkunft des Videos lässt sich – wie so oft – nicht feststellen.

Foto: Twitter

Ein eingeschneites Haus mitten im Wald. Ein Schriftzug, der verrät, dass wir uns in Europa im Winter 2023 befinden. Im Haus zeigt das kurze Video eine frierende Frau in ihrer nur durch wenige Kerzen erhellten Wohnung. Strom für den Laptop ist allerdings noch da, und so öffnet sie eine Dating-App. Darin sieht sie Männer aus Moskau, die in ihren beheizten Wohnungen am Herd stehen und kochen.

Das neue prorussische Propagandavideo, das derzeit auch in den sozialen Medien die Runde macht, zeigt deutlich, mit welchen Mitteln ein Krieg noch geführt werden kann und Angst in Europa geschürt werden soll.

Falsches Bild

"Wenn es nach der russischen Propaganda geht, dann wird Tinder in diesem Winter in Europa so aussehen: frierende Frauen, die Russen nachlaufen, weil diese sich Strom und heißes Wasser leisten können", schreibt der Berater des ukrainischen Innenministers, Anton Gerashchenko, auf Twitter. Spannend ist dieses Video in Zusammenhang mit einer Dating-App auch deshalb, da Tinder-Nutzerinnen und -Nutzer seit dem Krieg immer wieder durch Aktionen gegen Russland aufgefallen sind.

So formierten sich beispielsweise Anfang des Jahres zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer, um ukrainischen Flüchtlingen eine vorübergehende Unterkunft anzubieten. Eine andere Initiative mit dem Namen "Special Love Operation" flutete die Accounts russischer Tinder-Nutzerinnen und -Nutzer mit Fotos aus dem Krieg in der Ukraine. Möglich ist das alles, da das Bezahl-Abo der App den Service bietet, den eigenen Standort anzugeben. Damit sollen leichter Singles in der näheren Umgebung gefunden werden.

Die Herkunft derartiger Videos ist mittlerweile laut zahlreichen Medienberichten nicht mehr klar festzustellen. Die Geheimdienstanalytikerin Patricia Bailey meinte Anfang Oktober gegenüber der AP, dass der Kreml Propaganda-Videos inzwischen in zahlreichen Sprachen produziert. "Das Geniale an diesem Ansatz ist, dass diese Videos direkt von Telegram geladen werden können und damit die Spuren zu der Entstehung ausgelöscht werden."

Frauen in Unterwäsche

Am Ende des neuen Videos klopft die Frau aus England an die Tür des Russen. Eine Frau in Unterwäsche macht ihr auf, und sie sieht in die beheizte Wohnung, wo sich weitere leichtbekleidete Frauen aufhalten. Am Ende machen sie sogar ein Fenster auf, weil es "so heiß hier drinnen" ist. (red, 4.11.2022)