Nach Fertigstellung der chinesischen Raumstation werden nun erstmals Details über die geplanten Experimente veröffentlicht. War bislang vor allem die Rede davon, Experimente der Internationalen Raumstation ISS reproduzieren zu wollen, sprach nun ein Forscher gegenüber der South China Morning Post über Details.

Makaken sollen künftig auf die Chinesische Raumstation geschickt werden und sich dort auch paaren. Diese Art wurde, neben Schimpansen, bereits früher zu Weltraumflügen herangezogen.
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So gebe es im Wentian-Modul, dem größten der neuen Station, auch zwei Testschränke für biologische Experimente. Zuerst sind Versuche mit kleinen Lebewesen geplant, erst Algen Fischen oder Schnecken.

In Zukunft sollen aber neben Mäusen auch Affen die Station bevölkern. Eine Paarung der Tiere ist ebenfalls geplant, wie der Forscher Zhang Lu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in einem Video der Akademie bekanntgab.

Das neue, im Oktober ins All gebrachte Labormodul Mengitan ist inzwischen einsatzbereit. Es ist eines von zwei Modulen, die für Experimente vorgesehen sind.
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"Diese Experimente werden zu einem besseren Verständnis der Anpassung von Organismen an die Mikrogravitation und andere Weltraumumgebungen beitragen", erhofft sich Zhang.

Kehkooi Kee, ein Professor an der Universität Tsinghua, der bereits Experimente mit Stammzellen im All geleitet hat, betont, dass solche Forschungen "notwendig" seien, um Langzeitsiedlungen auf Mond und Mars auf Schiene zu bringen.

Tiere im All

Die Makaken wären nicht die ersten Affen im All. In den Fünfziger und Sechziger Jahren wurde eine Reihe von Experimenten mit Tieren durchgeführt, darunter die Hündin Laika, die etwas mehr als drei Jahre vor Juri Gagarin das erste lebende Wesen im All war. Insgesamt 29 Hunde waren es, die die Sowjetunion ins All sandte. Doch auch Ratten, Katzen und verschiedene Affen verließen in Raumkapseln die Erde. Die erste Katze im All hieß Felicette, stammte von den Straßen von Paris und trat ihren Flug 1963 an. Für viele der Tiere endete ihre Reise tödlich.

Die USA begannen bereits 1948 in heute fragwürdig erscheinenden Experimenten damit, Affen auf Suborbitalflüge zu schicken. Sie nutzten dafür V2-Raketen nach deutschem Vorbild. Die russischen Experimente mit Affen begannen erst in den Achtzigern und brachten im Gegensatz zu den frühen US-Versuchen alle Tiere heil aus dem Weltraum zurück.

Gepaart haben sich diese Affen nicht, doch während des Kalten Krieges war es auf einer 18-tägigen Sowjetischen Raumfahrtmission gelungen, Mäuse zur Paarung zu bewegen. Sogar beginnende Schwangerschaften wurden dokumentiert, allerdings keine Geburt.


Chinesische Taikonautinnen und Taikonauten sollen künftig in der chinesischen Raumstation Affen halten. Die Paarungsversuche seien notwendig für künftige Langzeitmissionen, sagt ein Experte.
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Auf die künftig bis zu sechs auf der Station beschäftigten Taikonautinnen und Taikonauten kommen also neue Aufgaben zu, die Pionierarbeit für menschliche Langzeitmissionen leisten sollen. Bei solchen bringt Sex viele neue Herausforderungen, wie eine im Fachjournal "Journal of Sex Research" erschienene Studie kürzlich warnte. Intimität im All sei zu wenig erforscht, was verschiedenste Risiken für Langzeitmissionen mit sich bringe, etwa in Bezug auf Hygiene oder soziale Konflikte.

Bislang herrscht, wenn es um Sex im All geht, eher diskretes Schweigen. Zwar flog mit der Crew des Space Shuttles Endeavour bereits ein verheiratetes Paar gemeinsam ins All, ob es dabei auch zu Sex kam, ist privat und nicht bekannt. Laut einem Professor von der Universität Nottingham könnte es für Männer schwierig sein, durch den im All verringerten Blutdruck eine Erektion lange genug zu halten. (Reinhard Kleindl, 6.11.2022)