Nach einer Inspektion durch die italienischen Behörden durften alle Geretteten mit Ausnahme von 35 Männern von der "Humanity 1" an Land gehen.

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Rom/Catania – Nach dem deutschen Rettungsschiff "Humanity 1" ist am Sonntagnachmittag auch das von der NGO Ärzte ohne Grenzen betriebene Schiff "Geo Barents" mit 572 Menschen an Bord im Hafen von Catania eingetroffen. Das Schiff soll nun von italienischen Behörden inspiziert werden, anschließend wird entschieden, wie viele Menschen an Land dürfen.

Weiter auf eine Landung warten unterdessen noch zwei weitere Rettungsschiffe: das deutsche Rettungsschiff "Rise Above" mit 90 Personen an Bord und die norwegische "Ocean Viking" mit 234 im Mittelmeer geretteten Personen. Sie befinden sich beide unweit von Sizilien. Sie haben bisher keine Landegenehmigung erhalten.

Rettungsschiff "Humanity 1" am Samstag in Catania angelegt

Nach tagelangem Tauziehen mit der neuen italienischen Rechtsregierung konnte am späten Samstagabend zunächst das Rettungsschiff "Humanity 1" der deutschen NGO SOS Humanity mit 179 Migranten an Bord im Hafen der sizilianischen Stadt Catania anlegen. Nach einer Inspektion durch die italienischen Behörden durften alle Geretteten mit Ausnahme von 35 Männern an Land gehen, erklärte SOS Humanity im Kurznachrichtendienst Twitter. Zuvor hatte die NGO noch von 24 Männern an Bord berichtet.

Kritik an Melonis Regierung

Das Vorgehen der neuen italienischen Regierung von Giorgia Meloni, die keine aus dem Mittelmeer geretteten Migranten und Migrantinnen mehr aufnehmen will und die Flaggenstaaten der Schiffe in der Pflicht sieht, sorgt für Kritik. "In diesem Moment findet im Hafen von Catania eine selektive Ausschiffung statt. Schiffbrüchige, die durch Kälte, Müdigkeit, Trauma und Folter bereits erschöpft sind, werden nach dem Willen der Regierung von Giorgia Meloni als Objekte betrachtet. Eine Schande!", schrieb der Abgeordnete der Grünen und der italienischen Linken, Aboubakar Soumahoro, der sich im Hafen von Catania aufhielt, auf Twitter. Etwa 30 Aktivisten, darunter einige linke Parlamentarier, forderten am Hafenkai die Ausschiffung aller geretteten Migranten.

Die italienische Regierung führt unterdessen Gespräche mit Frankreich, das Bereitschaft zur Aufnahme einiger Flüchtlinge signalisiert hat. Frankreich wird am Dienstag bei einer Sitzung seines Innenministeriums das Prozedere für die Aufnahme von in Italien gelandeten Migranten und Migrantinnen festlegen. Quellen des französischen Ministeriums bestätigten die am vergangenen Freitag von Innenminister Gerald Darmanin geäußerte Bereitschaft, "einen Teil der Migranten, Frauen und Kinder, aufzunehmen, damit Italien die Last dieser Ankunft nicht allein tragen muss". (APA, red, 6.11.2022)