Geht auf Urlaub: ORF-News-TV-Chefredakteur Matthias Schrom.

Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

Wien – ORF-Generaldirektor Roland Weißmann hat am Montag den ORF-Ethikrat ersucht, den Sachverhalt rund um die Chats zwischen ORF-News-TV-Chefredakteur Matthias Schrom und dem damaligen Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zu prüfen, wie in einer Aussendung bekanntgegeben wurde. Schrom tritt demnach ab sofort seinen Urlaub an. Bis auf weiteres ist die stellvertretende Chefredakteurin Eva Karabeg interimistisch mit der Redaktionsleitung beauftragt.

Weißmann begrüßt laut der Aussendung "den Urlaubsantritt von Matthias Schrom, um eine unbelastete Beurteilung zu ermöglichen". Die Optik der Chats sei "verheerend", deshalb habe er den Ethikrat um Prüfung ersucht. Die Glaubwürdigkeit der ORF-Nachrichten stehe "trotz dieser Chats weiterhin außer Zweifel". Die ORF-Redakteurinnen und -Redakteure würden "weisungsfrei und einzig auf Basis von ORF-Gesetz und Redaktionsstatut" arbeiten. Der Ethikrat ist zuständig für die Beratung aller Maßnahmen zur Einhaltung und Eignungsprüfung des Verhaltenskodex für journalistische Tätigkeit.

ORF-Redaktionsrat fordert Konsequenzen

"Entsetzt" über die Chats von Schrom und Strache zeigt sich der ORF-Redaktionsrat in einer Aussendung. Derartiges Verhalten sei "völlig inakzeptabel" und verursache einen "massiven Schaden für den öffentlichen-rechtlichen Rundfunk". Der Eindruck von Absprachen zwischen TV-Chefredakteur und FPÖ-Chef sei "nicht nur in der Öffentlichkeit verheerend, sondern auch innerhalb des Unternehmens". Um weiteren Schaden von der journalistischen Glaubwürdigkeit des ORF abzuwenden, fordert der Redaktionsrat die Geschäftsführung auf, "deutliche Konsequenzen zu ziehen".

Die Beurlaubung Schroms und die Prüfung des Vorfalls durch den Ethikrat begrüße man. Doch könne es nicht ohne weitere Folgen bleiben: "Politische Analysen auf Sendung oder die Moderation der Runde der Chefredakteur:innen oder ähnliche Auftritte im Programm sind nach den nun bekannt gewordenen politischen Naheverhältnissen mit der Glaubwürdigkeit der Berichterstattung nicht mehr vereinbar", heißt es seitens des ORF-Redaktionsrats. Für Donnerstag sei eine Redaktionsversammlung geplant, bei der über das weitere Vorgehen beraten werden soll. (red, 7.11.2022)