In der Messe Wien haben sich im Juli 2022 Teilnehmer und Teilnehmerinnen beim Aufnahmetest für das Medizinstudium versammelt.

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Wien – Die Aufnahmetests für das Medizinstudium stehen wieder im Zentrum einer Debatte. Während zuletzt vor allem um die Anzahl der Studienplätze gerungen wurde, steht nun die Art der Auswahl der Bewerber und Bewerberinnen für einen der 1.850 Plätze an den öffentlichen Medizin-Unis im Mittelpunkt. Ausgelöst wurde die Diskussion in der Vorwoche, als ein Primar die Zulassung statt von einem Test von der Absolvierung eines Pflegepraktikums abhängig machen wollte.

Derzeit entscheidet über die Aufnahme der Studienwerber und -werberinnen ein Aufnahmetest, der einmal pro Jahr Anfang Juli an den Medizin-Unis Wien, Graz und Innsbruck und der Medizin-Fakultät der Uni Linz durchgeführt wird. Die Plätze gehen dann an jene, die die besten Testergebnisse liefern (wobei es noch Quoten für Personen mit österreichischem Maturazeugnis gibt).

Primar fordert Pflegepraktikum statt ganztägigen Test

Ausgewählt wird anhand eines ganztägigen Tests, der Oberstufenwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, Lesekompetenz und Textverständnis sowie kognitive Fertigkeiten (Zahlenfolge, Gedächtnis und Merkfähigkeit, Figuren zusammensetzen, Wortflüssigkeit, Implikationen erkennen) abfragt. In einem eigenen Testteil müssen "sozial-emotionale Kompetenzen" nachgewiesen werden, angehende Zahnmediziner und Zahnmedizinerinnen müssen auch manuelle Fertigkeiten demonstrieren.

Das will der Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde und Primar im LKH Hochsteiermark in Leoben, Reinhold Kerbl, ändern. In der "Presse" forderte er in der Vorwoche, dass statt des Tests ein einjähriges Pflegepraktikum absolviert werden muss. An dessen Ende soll dann ein Gremium über die Zulassung entscheiden.

Dem Vorschlag an sich konnte zwar kaum jemand etwas abgewinnen – als Anstoß für eine Debatte über die Tests wurde er jedoch gerne aufgenommen. Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart verlangte in mehreren Medien etwa die stärkere Einbeziehung von empathischen Fähigkeiten in den Test.

Hacker und Bogner-Strauß für zusätzliche Kriterien

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und seine steirische Amtskollegin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) wollen wiederum den Test nicht als einziges Kriterium für die Aufnahme haben, sagten sie am Montag in der "Presse". Hacker kann sich etwa vorstellen, dass Personen, die als Rettungssanitäter oder Pflegekräfte gearbeitet oder ein soziales Jahr absolviert haben, eine geringere Punkteanzahl bei dem Test brauchen sollten. Bogner-Strauß will auch ehrenamtliche Tätigkeiten und Schulnoten einbeziehen. Ebenfalls immer wieder ins Spiel gebracht wurden Quoten für Personen, die sich nach dem Studium zur Tätigkeit als Hausärzte verpflichten ("Landarztquote").

Nachteil dieser Varianten: Die Aufnahmeverfahren würden so wesentlich komplizierter. Die Medizin-Unis wiederum verwiesen immer wieder darauf, dass der Aufnahmetest primär dazu diene, jene Studienwerber und -werberinnen zu identifizieren, deren Erfolgschancen im Medizinstudium am höchsten sind. Seit Einführung des Tests vor rund 15 Jahren seien die Erfolgsraten der Studienwerber und -werberinnen von circa 50 auf weit über 90 Prozent gestiegen. (APA, 7.11.2022)