Von der Wirksamkeit der eingesetzten Kosten brächten ein ausschließlicher Tram-Ausbau und eine U-Bahn am wenigsten.

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Graz – Graz soll im Zuge des Öffi-Ausbaus einen kurzen S-Bahn-Ring mit einem Kurztunnel und einen verstärkten, schrittweisen Tram-Ausbau bekommen. "Nach Jahren der Diskussion soll eine Systementscheidung fallen, mit allen Stakeholdern, damit wir loslegen können", sagte Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Judith Schwentner (Grüne) am Montag bei der Präsentation von Expertenstudien. Die Untersuchung favorisiere eine kurze Tunnelvariante mit einer Länge von fünf Kilometern.

Schwentner sagte, es seien Entscheidungen von großer Tragweite. "Wir folgen der Empfehlung der Experten." Demnach gibt es den höchsten Zuwachs der mit Öffis zurückgelegten Personenkilometer bei Verbesserungen bei S-Bahn und Straßenbahn und mit begleitenden Push- und Pull-Maßnahmen. "Der S-Bahn- und Straßenbahnausbau wie auch die geplante Innenstadtentflechtung bei Tramlinien ist schon in Angriff genommen", sagte die Stadträtin. Ein kurzer S-Bahn-Tunnel vom Raum Hauptbahnhof bis zur Messe/Ostbahnhof sei eher dem Klimaschutzplan gemäß und mit wesentlich weniger Eingriffen in das Stadtbild verbunden. Details und Machbarkeitsstudien würden nun folgen. Zur Finanzierung brauche es Land und Bund. Die Innenstadtentflechtung mit einer Entlastung der Herrengasse mittels Route durch die Belgier- und Vorbeckgasse werde im Frühjahr in Angriff genommen.

Park-&-ride-Plätze und Parkraumbewirtschaftung

Als Nächstes soll der bis Dezember zu fassende Grundsatzbeschluss im Gemeinderat zum Ausbau kommen, dann wäre das Land am Zug. Zu den angesprochenen Push-Maßnahmen sagte Schwenter, das wären in Abstimmung mit dem Land Park-&-ride-Plätze, um vor den Stadtgrenzen schon den Individualverkehr abzufangen und die Menschen zum Beispiel in S-Bahnen zu bringen. Eine weitere Maßnahme wäre auch die Parkraumbewirtschaftung. "Das diskutieren wir, inwieweit es eine Ausweitung geben könnte. Da, wo keine Autos stehen, muss man nichts einheben. Da sind wir in Abstimmung in der Koalition", sagte die Vizebürgermeisterin auf Journalistenfragen.

Erstellt wurden die Studien von Prime Mobility und dem Schweizer Verkehrsfachmann Willi Hüsler, der schon mehrere Untersuchung zum Grazer Stadtverkehr angestellt hatte. Peter König von Prime Mobility präsentierte sieben durchgerechnete Planfälle mit der Annahme der Strukturdaten des Jahres 2040, mit unter anderem Einwohnern und Beschäftigten. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass ein kurzer S-Bahn-Tunnel die gleiche Erschließung wie ein langer von elf Kilometern bringen würde, aber mit einer viel größeren Feinverteilung.

Städtevergleich

Der Schweizer Verkehrsfachmann sagte unter anderem, eine Verdichtung der S-Bahn bringe längerfristig rund 60 Prozent Fahrgäste mehr. Bei einer U-Bahn kämen zwar viele Fahrten dazu, aber auf relativ kurzer Strecke. Bei der S-Bahn werden mehr Personenkilometer generiert. Dies habe auch ein Vergleich mit Städten ergeben, in denen diese Maßnahmen gesetzt wurden. Von der Wirksamkeit der eingesetzten Kosten brächten ein ausschließlicher Tram-Ausbau und eine U-Bahn am wenigsten. Tunnelvarianten der S-Bahn in Graz und maximaler S-Bahn-Ausbau seien am wirksamsten.

Allerdings: Man müsse natürlich mit höheren CO2-Emissionen beim Tunnelbau rechnen. Würden aber alle Varianten des Ausbaus über den Hauptbahnhof laufen, wäre dieser überlastet. "Es ist besser, nicht ein Superzentrum, sondern mehrere gut erschlossene Gebiete im Sinne der Stadtentwicklung zu haben", so der Schweizer. Ausbau der Infrastruktur brauche es auch außerhalb der Stadt, etwa in Seiersberg. (APA, 7.11.2022)