Noch flattern sie, die zukünftigen Martinigansl.
Foto: APA/Waltraud Grubitzsch

Pro

von Pia Kruckenhauser

Es geht um die Gans. Jeden Herbst kommt sie zuverlässig auf den Teller und von dort in den Bauch. So ein Martinigansl ist ja auch wirklich köstlich. Aber auch sehr viel Arbeit. Es wäre so unkompliziert, es sich beim Wirt des Vertrauens einzuverleiben. Soll man sich also tatsächlich den Aufwand antun und es selbst zubereiten? Ja! Denn Kochen – vor allem für liebe Menschen – ist etwas Herrliches.

Ich koche seit meiner Kindheit. Mit acht Jahren habe ich meine erste Schnitzelerfahrung gemeistert. Über das Chaos in der Küche danach wurde nobel geschwiegen. Seither wage ich mich regelmäßig an Gerichte, die oft gleich mehrere Schuhnummern zu groß für mich sind. Und heuer ist die Gans dran. Mein Vorteil: Der Mann des Herzens kocht auch so gern. Und meine Freunde sind sehr experimentierfreudig. Sollte der Vogel wider Erwarten ungenießbar sein, gibt es einfach einen Teller Pasta und ein Glas Wein extra zum Trost. Und wir haben danach alle eine großartige Geschichte zu erzählen.
(Pia Kruckenhauser)

Kontra

von Karl Fluch

Diese Nomenklatur täuscht: "Gansl" mag nachgerade zärtlich tönen, lieblich, wie die Beschreibung für ein Häppchen zwischendurch, einen kleinen Booster zwischen drei Kilometer Schwimmen und vor den anstehenden 100 Kilometern auf dem Rhönrad. Tatsächlich hat so ein Martingansl schon ob seiner Beilagen nichts von einem Fitnessteller. Knödel, Maroni, Kraut – plus Brust und Keule in fetter Umarmung. Das ergibt für die Kalorien-App und die Bodenwaage einen Stresstest, für den Body eine Challenge, wie wir Triathleten lässig sagen, die selbst einen Ironman ins Wanken bringt.

Da ist man mit der Vorbereitung auf diese Sonderprüfung für Herz, Wanst und die gute Luft im Schlafzimmer mehr als ausgelastet. Man findet nicht die Zeit und Kraftreserven, dieses Gericht selbst zuzubereiten. Ronaldo verlegt auch nicht den Rasen, auf dem er zaubert. Mit Verlaub empfehle ich mich an dieser Stelle, ich muss Platz schaffen, fürs Gansl. Wie? Das wollen Sie nicht wissen.
( 11.11.2022)