Methan: Kaum Fortschritt beim starken Klimagas

Methan ist ein besonders potentes Treibhausgas: Über eine Zeitspanne von 20 Jahren erwärmt eine Tonne Methan die Atmosphäre rund 80-mal stärker als die gleiche Menge CO2. Das Gas entsteht in Mägen von Wiederkäuern, auf Mülldeponien sowie bei der Kohle-, Öl- und Gasförderung.

Da das Gas kürzer als CO2 in der Atmosphäre verbleibt, sehen die Fachleute des Weltklimarats (IPCC) in der Verringerung der Methan-Emissionen eine große Chance – denn das würde den Treibhauseffekt schnell abschwächen. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) ließe sich ein Großteil der Methanemissionen sogar ohne zusätzliche Kosten verringern.

Die Landwirtschaft und die Gasgewinnung emittieren Methan.
Foto: AP/David Goldman

In Glasgow haben sich über hundert Staaten dem "Methane Pledge" angeschlossen und versprochen, ihren Methanausstoß bis 2030 um ein Drittel zu senken. Bis heute haben aber nur 15 Staaten detaillierte Pläne präsentiert. Die EU-Kommission, die den "Methane Pledge" zusammen mit den USA initiiert hatte, gesteht laut der Agentur Bloombergin internen Dokumenten ein, das Ziel bis 2030 nicht einhalten zu können. Sie arbeitet an einem Gesetzesvorschlag – währenddessen gelangt aber global mehr Methan in die Atmosphäre als je zuvor.

Kohleausstieg: Energiekrise mischt Karten neu

Der überwiegende Teil der Treibhausgasemissionen stammt aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Dennoch mussten fast 30 Jahre vergehen, ehe das Übel auch von der politischen Ebene beim Namen genannt wurde. Im Glasgow Climate Pact einigten sich die Staaten des Pariser Klimaabkommens erstmals auf eine Abkehr von "unverminderter" Kohleenergie und das Aus "ineffizienter" Subventionen für fossile Energie. Die Abschwächungen reklamierten China und Indien in letzter Minute in den Text. Trotzdem ist das Bekenntnis ein Novum.

Kohleenergie erlebt in der Energiekrise ein Revival.
Foto: Reuters/Wolfgang Rattay

Der Krieg in der Ukraine machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung: Weniger als ein Jahr nach dem Pakt werden in Europa Kohlekraftwerke reaktiviert, Gasterminals aus dem Boden gestampft und Bohrungen im Ausland finanziert. Versorgungssicherheit wird kurzfristig wichtiger als Klimaschutz. Wegen steigender Preise haben sich die Subventionen für fossile Energie laut IEA auf rund 700 Milliarden US-Dollar fast verdoppelt. Langfristig dürfte sich das Blatt wenden: Denn die erneuerbaren Energien werden sowohl bei Kosten als auch Autonomie konkurrenzfähiger. Für das 1,5-Grad-Ziel verläuft diese Entwicklung aber viel zu langsam.

Entwaldung: Abgeholzt wird weiter

Wälder sind wichtige Verbündete für den Klimaschutz. Das erkannten auch die Delegierten von 145 Staaten, die sich vergangenes Jahr darauf einigten, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Ein Jahr später geht die Abholzung weiter – wenn auch zumindest etwas langsamer. Weltweit ging die Entwaldungsrate um 6,3 Prozent zurück, in vielen Ländern wurde außerdem kräftig aufgeforstet, was ihnen eine positive Bilanz einbrachte. Laut dem kürzlich veröffentlichten Forest Declaration Assessment müsste die Entwaldungsrate aber um jährlich zehn Prozent sinken, um das Ziel bis 2030 zu erreichen. In den besonders sensiblen Tropenwäldern reduzierte sich die Entwaldung zudem nur um drei Prozent.

Die Entwaldung geht zwar zurück – allerdings zu langsam.
Foto: Reuters/Bruno Kelley

Doch es gibt Lichtblicke. Nachdem die Abholzung in Brasilien unter dem Präsidenten Jair Bolsonaro zugenommen hatte, kündigte sein Nachfolger Luiz Inácio Lula da Silva an, den Amazonaswald wieder stärker zu schützen. Zudem sind die asiatischen Tropen, vor allem dank Maßnahmen in Indonesien und Malaysia, auf gutem Weg, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Auch die EU arbeitet an einem Gesetz gegen Abholzung entlang der Lieferketten – die Verhandlungen dazu laufen noch.

Klimafinanzierung: Geld kommt drei Jahre später

Die Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen scheiterte so fulminant, dass viele die Klimadiplomatie schon am Ende sahen. Der einzige Erfolg des sonst desaströsen Gipfels: ein Klimaschutz- und Anpassungsfonds, in den Industrieländer ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar einzahlen sollten. Das Geld sollte einerseits in Klimaschutzprojekte, etwa den Ausbau von erneuerbarer Energie, andererseits in Anpassungsmaßnahmen wie Frühwarnsysteme fließen.

Der Globale Süden fordert mehr Geld für Anpassung, etwa für Frühwarnsysteme.
Foto: EPA/Cristobal Herrera-Ulashkevich

Doch 2020 kamen selbst bei optimistischer Zählweise nur 84 Milliarden US-Dollar zusammen. Bei der Klimakonferenz im vergangenen Jahr gelobten die Industrieländer Besserung und versprachen, die 100 Milliarden bis 2023 zu liefern.

Das dürfte nun gelingen, wie ein kürzlich erschienener Bericht der deutschen und kanadischen Regierung prognostiziert. Doch selbst 100 Milliarden können nur einen Bruchteil dessen abdecken, was Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel wirklich kostet. Ab 2025 soll das Finanzierungsziel deshalb weiter erhöht werden – um wie viel, wird gerade in Sharm el-Sheikh diskutiert. Im Mittelpunkt steht auch die umstrittene Frage der Ausgleichszahlungen für Klimaschäden. (Philip Pramer, 7.11.2022)