Der UN-Generalsekretär António Guterres findet beim Auftakt der Weltklimakonferenz scharfe Worte, um auf die Versäumnisse in der Klimapolitik aufmerksam zu machen.

Foto: APA/AFP/Fayez Nureldine

Startschuss für die Weltklimakonferenz: Die Staatsoberhäupter von über hundert Ländern treffen sich zum Auftakt der COP 27 am Montag und Dienstag im ägyptischen Badeort Sharm el-Sheikh. Der Event soll den anschließenden Verhandlungen, bei denen in den kommenden zwei Wochen um Durchbrüche gerungen wird, den nötigen Schwung verleihen.

Dort müssen die Verhandlerinnen und Verhandler trotz der geopolitischen und wirtschaftlichen Spannungen nach Kompromissen suchen. Für Österreich ist Bundespräsident Alexander Van der Bellen nach Ägypten geflogen. Für Deutschland nimmt Bundeskanzler Olaf Scholz teil, für Frankreich Präsident Emmanuel Macron.

Chinas und Indiens Chefs bleiben fern

Doch so zahlreich sich die Staatschefinnen und Staatschefs auch in Ägypten einfinden, so schwer wiegt die Abwesenheit einiger Schlüsselländer: Weder Chinas Xi Jinping noch Indiens Narendra Modi sind bei der Konferenz. Und auch der US-Präsident Joe Biden wird die Auftaktreden verpassen und erst am Freitag in Sharm el-Sheikh ankommen, weil er zu den Midterm-Wahlen in den USA bleibt. UN-Generalsekretär António Guterres warnte dennoch in harten Worten: "Die Menschheit hat die Wahl zwischen Solidarität und Selbstmord", sagte er.

Insgesamt ist die G20-Gruppe, die zusammen für 80 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, nur dünn vertreten. Auch die politischen Führungsetagen von Australien, Japan, Kanada, Mexiko, Südkorea und der Türkei sind nicht dabei.

DER STANDARD|AFP/U.Koch

Showdown bei G20-Treffen

"Das ist nicht gerade hilfreich, um den Verhandlungen die dringend nötige Dynamik zu geben", sagt Tom Evans vom Thinktank E3G. Das Ausbleiben bedeute vor allem, dass sich der "geopolitische Showdown" auf ein Treffen der G20 auf Bali nächste Woche, am 15. und 16. November, verlagere. "Die G20 werden unter großem Druck stehen, zu zeigen, dass sie Schritte setzen, um ihre Emissionen rasch zu reduzieren", so Evans.

"Die verschiedenen Krisen können keine Ausrede für Rückschritte oder für Greenwashing sein", mahnte auch UN-Generalsekretär António Guterres in Richtung der G20-Staaten. Das 1,5-Grad-Ziel sei kaum mehr zu erreichen. Daher fordere er einen "historischen" Klima-Solidaritätspakt zwischen Industrie- und Entwicklungsstaaten.

Agendastreit im Vorfeld

Ähnliches wollen viele Staaten, die heute besonders von den Folgen der Erderhitzung getroffen werden, aber wenig finanzielle Mittel haben, um im Katastrophenfall zu reagieren. Unter dem Schlagwort "Loss and Damage" fordern sie die Unterstützung aller, die besonders viele Emissionen ausgestoßen haben.

Mit einem ersten Zwischenerfolg: Nach 40-stündigem Verhandlungsmarathon am Wochenende einigten sich die Staaten, das Thema auf die Agenda zu setzen. Damit zählt es neben der Klimafinanzierung und der Anpassung an die Klimakrise zu den Hauptpunkten. Außerdem will Ägypten die Umsetzung beschlossener Maßnahmen ins Zentrum rücken, erklärte COP-27-Präsident Sameh Shoukry. Es gehe darum, Versprechen endlich einzulösen. (Alicia Prager, 7.11.2022)