Kaczyńskis politische Gegner kündigten eine Beschwerde im parlamentarischen Ethikausschuss an.

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Warschau – Der Vorsitzende der polnischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit, Jarosław Kaczyński, hat mit Äußerungen über trinkende Frauen für Empörung gesorgt. Das linke Oppositionsbündnis Lewica kündigte am Montag in Warschau eine offizielle Beschwerde im Ethikausschuss des Parlaments an. Kaczyński hatte bei einem Auftritt am Samstag behauptet, ein zu starker Alkoholgenuss von jüngeren Frauen sei für die niedrige Geburtenrate in Polen verantwortlich.

Dort lag die Geburtenrate 2020 im statistischen Mittel bei annähernd 1,4 Kindern pro Frau. In Deutschland lag der Wert bei 1,5, in Frankreich bei 1,8.

Laut Kaczyński Männer nicht gefährdet

"Wenn zum Beispiel der Zustand anhält, dass Mädchen, junge Frauen, bis zum 25. Lebensjahr genauso viel trinken wie ihre männlichen Altersgenossen, dann wird es keine Kinder geben", sagte der 73-Jährige nach Angaben der Agentur PAP. Zudem behauptete Kaczyński, Männer könnten 20 Jahre übermäßig trinken, bevor sie an Alkoholismus erkrankten – Frauen aber nur zwei Jahre.

Der linke Politiker Robert Biedroń sprach von "beschämenden Äußerungen". Anna Lewandowska, Unternehmerin und Frau von Fußballer Robert Lewandowski, schrieb bei Facebook: "Genug – ich ärgere mich, wenn Politiker auf ungerechte Weise Beschuldigungen gegen Frauen erheben, statt die realen Probleme zu sehen." Die Fitnesstrainerin Ewa Chodakowska – eine der bekanntesten Influencerinnen in Polen – sprach von einem "Gipfel des Hasses" gegen Frauen. (APA, red, 7.11.2022)