In Wien sorgen russische Satellitenschüsseln für Aufsehen (Symbolbild).

Foto: Reuters/MICHAELA REHLE

Das Gebäude der russischen Vertretung bei den Vereinten Nationen im 22. Wiener Gemeindebezirk ist durchaus ungewöhnlich – vor allem aus der Vogelperspektive. Denn auf Fotos aus der Luft offenbart sich nicht nur sein siebeneckiger Grundriss, sondern auch eine Ansammlung von Satellitenantennen auf dem Flachdach: 13 Stück sind es laut einem aktuellen Bericht von FM4.

Demnach handelt es sich dabei um eine Satellitenspionagestation. Denn die Antennen würden auf die Datentransponder westlicher Satelliten zielen.

Auf dem Dach der russischen Uno-Vertretung in Wien hat sich laut FM4 auffallend viel verändert.

2014 seien es noch fünf Satellitenantennen gewesen, schreibt ORF-Journalist Erich Möchel in seinem Bericht, der sich auf Luftaufnahmen des Geodaten-Viewer der Stadt Wien stützt. Nun dienen 13 Satellitenschüsseln auf dem Dach der russischen Uno-Botschaft der "elektronischen Nachrichtenaufklärung". Welche Tätigkeiten das genau umfasst, ist unklar. Allerdings festigt der Bericht Wiens zweifelhaften Ruf als Hauptstadt Europas für Spione und Spitzel.

Ungeschützte Lage

Die Schüsseln haben demnach einen Durchmesser von bis zu vier Metern – das sei die maximal mögliche Größe. Sie stehen ganz oben auf dem rund 25 Meter hohen Gebäude, das damit höher ist als die umliegenden Häuser, und sind daher Wind aus allen Richtungen ausgesetzt.

Generell gelte aber: Je größer die Schüsseln, desto besser können sie Signale verstärken. Das betrifft laut dem Bericht sowohl Satellitenantennen, die passiv lauschen, als auch sendefähige Schüsseln. Eine gute Signalverstärkung ist notwendig, "wenn ein Zielsatellit viele Längengrade entfernt am Horizont steht und das Signal daher eine lange Strecke durch die Erdatmosphäre zurücklegen muss", heißt es. Außerdem seien auf den Geoinformationssystembildern (kurz GIS-Bildern) Schienen auf Sockeln der größeren Satellitenantennen zu erkennen, da diese mehrmals täglich ihren Fokus nachjustieren müssen, um auf in Achterschleifen fliegende Satelliten zielen zu können.

US-Äquivalent nicht weit

Der US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency (NSA) betreibt indes offenbar ganz in der Nähe – oben auf dem Wiener IZD-Tower, in dem etwa der Wirtschaftsprüfer EY seine Büros hat – eine Spionagestation. Damit könnten aktiv Ziele in der näheren Umgebung belauscht werden. Das berichtete Möchel bereits 2014. Der IZD-Tower in der Wagramer Straße ist nur drei Kilometer Luftlinie von der russischen Station in der Erzherzog-Karl-Straße 182 entfernt.

Einen weiteren Standort betreibt die NSA zusammen mit dem Heeresnachrichtenamt auf der Königswarte bei Kittsee, dem östlichsten Berg Österreichs – unmittelbar an der Grenze zur Slowakei. Es handelt sich dabei anders als bei der russischen Anlage in Wien offenbar um eine monolithische Station, wo alle Antennen im Grunde dasselbe machen: Datenströme abgreifen. (fmo, 7.11.2022)