Schrom und Nowak als Thema bei Martin Thür in der "ZiB 2".

Foto: screenshot, ORF-tvthek

Für passionierte "ZiB"-Zuschauerinnen und -Zuschauer war es am Montag die Frage des Abends: Wie würde das ORF-Fernsehen über die Beurlaubung seines News-TV-Chefredakteurs Matthias Schrom berichten, der am 14. Februar 2019 mit dem damaligen Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache über die "unmögliche" Berichterstattung in der "ZiB 24" desselben Abends gechattet hatte?

Nun, die Beiträge waren informativ und korrekt – wenn sich etwa die "ZiB 1" auch sehr in Zurückhaltung übte. Schrom und "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak – er chattete im Jänner 2017 mit Kurz-Adlatus Thomas Schmid, weil er so gern ORF-Chef werden wollte – kamen auf Platz neun von zwölf Slots. Unmittelbar vor dem Meldungsblock.

Kraus spricht von "Vernaderung"

Ausführlicher waren dann Bericht und Interview in der" ZiB 2". Immerhin zehn Minuten über die ethisch wohl problematischste Affäre, die das ORF-Fernsehen intern je erlebt hat. Studiogästin Daniela Kraus, Generalsekretärin des Presseclubs Concordia, nahm sich kein Blatt vor den Mund. Offen sprach sie Schroms "Vernaderung" an. Gemeint war als davon Betroffene wohl Lisa Totzauer, die damalige Channel-Managerin von ORF 1 und damit Verantwortliche für die "ZiB 24".

Doch was genau erregte am Abend des Chats Straches Zorn? In den "ZiBs" kam es nicht vor – dafür posteten es aufmerksame Youtube-Schauer später auf Twitter. Es dürfte sich um das "ZiB 24"-Interview vom 14. Februar 2019 mit dem Schriftsteller Doron Rabinovici gehandelt haben.

Dieser Beitrag und das anschließende Interview mit Schriftsteller Doron Rabinovici dürften Strache erzürnt haben.
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Die "rechten Parteien" seien eine "Bedrohung der freien Gesellschaft", sagte dieser, der Antisemitismus sei in der FPÖ "tief verankert, wenn auch nicht nur dort". "Das ist natürlich unmöglich", reagierte Schrom. Die Affäre wird damit brisanter. (Irene Brickner, 8.11.2022)