Nur über den Medizinaufnahmetest zu diskutieren sieht Gesundheitsminister Johannes Rauch als zu kurz gegriffen.

Wien – Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) zeigt sich offen dafür, über eine Änderung des Medizinaufnahmetests an Universitäten zu diskutieren. Ein Aufnahmekriterium für das Medizinstudium brauche es aber trotzdem, sagte Rauch im Ö1-"Morgenjournal" am Dienstag. Dem Vorschlag des Leobener Primars Reinhold Kerbl, den Aufnahmetest komplett durch ein verpflichtendes Pflegepraktikum zu ersetzen, kann Rauch nichts abgewinnen.

Allerdings ist es für Rauch angesichts der Corona-Pandemie "vollkommen verkehrt" zu behaupten, es mangle Österreichs Ärztinnen und Ärzten an sozialer Kompetenz. Dabei bedankte er sich für die Leistungen des Gesundheitspersonals zu Pandemiezeiten.

Bessere Arbeitsbedingungen

Die Debatte über den Aufnahmetest bezeichnete Rauch als zu kurz gegriffen. Angesichts des Ärztemangels in Österreich verlangt er eine grundlegende Strukturreform des Gesundheitssystems. Dafür sollten sich Bundesländer, Ärztekammer, Spitalsbetreiber und Ausbildungsstätten zusammensetzen. "Lasst uns doch übers Gesamtsystem reden und nicht an einer kleinteiligen Schraube drehen", so Rauch.

Wichtig, um gegen den Ärztemangel vorzugehen, ist laut dem Gesundheitsminister, die Arbeitsbedingungen für junge Ärztinnen und Ärzte zu verbessern. "Wir haben einen Mangel an Kassenärzten, es gehen sehr viele in Pension", so Rauch. "Es ist offensichtlich zu wenig attraktiv, eine Kassenarztstelle anzutreten." Daher habe die Regierung den Facharzt für Allgemeinmedizin auf den Weg gebracht und baue die Primärversorgung aus. Man brauche mehr Medizinerinnen in Spitälern und im Gesundheitsdienst und müsse zudem unterversorgte Fächer wie Pädiatrie und Psychiatrie attraktiver machen, so Rauch. (wisa, 8.11.2022)