Es ist eine Mischung aus technischer Finesse und Vertrauen gegenüber dem Hersteller, die bei der Wahl eines Messengers eine entscheidende Rolle spielt. Immerhin ist es dieses Stück Software, dem typischerweise die privatesten Diskussionen und Informationen anvertraut werden. Sollten diese später einmal öffentlich werden, könnte das ziemlich peinlich bis unangenehm werden. Dieses Vertrauen will Signal nun nutzen, um seinen Anwendungsbereich auszuweiten – und zwar mit einem Feature, das an Apps wie Snapchat oder Instagram erinnert.

Wie bei Instagram, aber privat

Signal bietet ab sofort eine Storys-Funktion. Darüber können die Nutzer Fotos, Videos und Texte im bekannten, bildschirmfüllenden Format mit ihren Kontakten teilen. All das aber natürlich mit einem Fokus auf Privatsphäre. Die Daten werden also Ende-zu-Ende-verschlüsselt, womit sie auch der Hersteller selbst nicht einsehen kann.

Neu bei Signal: Storys.
Foto: Signal

Die User können zudem entscheiden, ob diese Nachrichten mit allen ihren Kontakten oder doch nur einer kleinen Auswahl geteilt werden. Dabei gibt es sowohl eine Default-Einstellung als auch die Möglichkeit, diesen Kreis für einzelne Storys weiter einzuschränken.

Gruppen

Wer will, kann auch bestehende Gruppen als Ziel für die eigenen Storys wählen, in dem Fall können dann sämtliche Diskutanten die dazu abgegebenen Kommentare einsehen. Ganz generell gilt: Nach 24 Stunden werden sämtliche Inhalte automatisch gelöscht, manuell können sie natürlich auch schon davor wieder entfernt werden.

Simpel gehalten

Ein kurzer Blick auf die neue Funktion zeigt, dass sie bewusst simpel gehalten ist. Bilder oder Videos können im Hochformat geteilt und mit Text in unterschiedlichen Farben versehen werden. Möglichkeiten der Weiterleitung oder algorithmische Multiplikatoren gibt es nicht – immerhin handelt es sich dabei nicht um ein soziales Netzwerk. Werbung wird, wie von Signal gewohnt, ebenfalls nicht ausgeliefert.

An wen Storys gehen, kann gezielt ausgewählt werden.
Foto: Signal

"Wir haben das Story-Feature entwickelt, weil es eine beliebte Funktion ist, die unsere Nutzer:innen wollten. Und weil wir sicherstellen wollen, dass die Menschen, in welcher Form sie auch kommunizieren möchten, das sicher und privat tun können", argumentiert Signal-Chefin Meredith Whittaker die neue Funktion.

Verfügbarkeit

Das neue Feature ist in der Version 6.0 der App für Android und iOS enthalten. Aufzufinden ist es dabei schnell, gibt es doch nun eine neue Auswahl am unteren Bildschirmrand, mit der zwischen Chats und Storys gewechselt werden kann. Im Desktop-Client werden Storys bisher noch nicht angezeigt.

Deaktivierung

Freilich gibt es sicher Signal-User, die mit dem neuen Feature so gar nichts anfangen können. Das scheint auch den Entwicklern bewusst zu sein, jedenfalls kann das Story-Feature auf Wunsch in den Einstellungen komplett deaktiviert werden. Dann verschwindet nicht nur die Möglichkeit, Storys zu erstellen, auch jene von anderen werden nicht mehr angezeigt. (Andreas Proschofsky, 8.11.2022)