Alles andere als "zweite Flitterwochen": Die Ehe zwischen Charles und Diana ist am Ende. Die Kinder Harry und William leiden darunter. "The Crown" zeigt in der fünften Staffel das Ehedrama mit Dominic West, Teddy Hawley, Elizabeth Debicki und Timothee Sambor.

Foto: Netflix

Der Zeitpunkt könnte für Netflix nicht besser sein. Die zuletzt eingebrochenen Abo-Zahlen klettern dank erfolgreicher Serien wie Stranger Things und Dahmer: Monster wieder nach oben. Für die Royals könnte der Zeitpunkt nicht schlechter sein: Seit zwei Monaten ist die Queen tot, Sohn Charles gewöhnt sich gerade an seine neue Rolle, das hätte Neustart bedeuten können, Skandale hinter sich lassen, das aufgewühlte Land in ruhigere Gewässer bringen. Schöner Plan, leider nicht: Genau jetzt startet die fünfte Staffel der Netflix-Serie The Crown und lässt das britische Königshaus wieder einmal so richtig alt aussehen.

Heute, Mittwoch, startet die fünfte Staffel. Es gibt eine neue Queen, dargestellt von Imelda Stanton, Jonathan Pryce ist Gatte Philip, Dominic West ist Charles, Diana wird gespielt von Elizabeth Debecki. Schon im Vorfeld gingen die Wogen hoch.

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Frage: Worum geht es in der fünften Staffel genau?

Antwort: Im größeren Zusammenhang geht es um die Krise des britischen Königshauses in den 1990ern, etwa das von Queen Elizabeth so bezeichnete "annus horribilis", 1992, als sich drei ihrer vier Kinder von ihren Partnern trennten und ein großes Feuer Teile von Schloss Windsor niederbrannte. Es geht um eine angedeutete Affäre Prinz Philips mit der um 32 Jahre jüngeren Penny Knatchbull, 2021 verstorbene Gräfin Mountbatten von Burma. Wie bisher werden historische Ereignisse in die Erzählung eingeknüpft. Ein spannender Erzählstrang ist zum Beispiel dem Einsatz der Queen für ein ordentliches Begräbnis der von Bolschewisten ermordeten russischen Zarenfamilie gewidmet. Zur Erinnerung: Elizabeth II. setzte sich dafür persönlich beim russischen Präsidenten Boris Jelzin ein und machte in diesem Sinne Realpolitik. Im Vordergrund steht allerdings die Scheidung von Prinz Charles und Lady Diana und damit verbundenen Skandale – "Tampongate", das Interview mit Martin Bashir und persönliche Probleme.

Großes Gedränge am roten Teppich der Premiere der fünften Staffel von "The Crown". Es ist die erste Staffel nach dem Ableben von Elizabeth II. Ihre Todesmeldung war ein Schock während der Dreharbeiten
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Frage: Was sagen die Royals?

Antwort: Sie sind not amused. Die von Peter Morgan entwickelte und geschriebene Serie The Crown ist seit ihrer Erstausstrahlung im Jahr 2016 ein Hit für Netflix. Berichten zufolge sind die Mitglieder der königlichen Familie nervös, wie die Serie Charles und seine jetzige Frau Camilla so kurz nach seiner Thronbesteigung aussehen lässt. Vorweg: nicht so gut.

Frage: Wen regt das noch auf?

Antwort: Eine ganze Reihe von Menschen empören sich über falsche und einseitige Darstellungen. Ex-Premierminister John Major beklagte "einen Haufen Unsinn". Die Schauspielerin Judi Dench kritisierte "Sensationsgier", für die königliche Biografin Sally Bedell Smith war die Serie von Anfang an "voller bösartiger Lügen".

Frage: Hat das Folgen?

Antwort: Ja. Nachdem sich Netflix jahrelang gewehrt hat, sind die neuen Episoden tatsächlich mit Warnhinweisen auf Fiktionalität versehen. Ein ungewöhnlicher Akt: Historische Figuren werden in Film und Serien traditionellerweise mit dramaturgisch nötigen Ingredienzien bestückt und den Figuren Sätze in den Mund gelegt, die sie vielleicht so nie gesagt haben. Bisher war das so gut wie nie ein Problem.

Frage: Okay, und was ist mit dem Vorwurf, Diana gut und Charles schlecht aussehen zu lassen?

Antwort: Seit der vierten Staffel ist klar: Die Sympathien in The Crown gehören Diana. Das Königshaus wird als veraltete Institution präsentiert, die permanent über sich selbst stolpert. Die Serie zeigt aber auch einen Prinzen, der gestärkt aus den Skandalen hervorgeht, nach dem Motto Krönchen richten. "Er hat nicht nur das Zeug zum König, er hat im Prinzip schon angefangen", sagt Schwester Anne in einer Szene vorausschauend. Besonders im Zusammenhang mit seiner Rolle für den Prince’s Trust hat Charles (Folge 5) seinen großen Auftritt. Und anders als in der Öffentlichkeit damals wird Camilla nicht als hässliche Ehezerstörerin dargestellt.

Frage: Wird alles gesagt?

Antwort: Was notwendig ist, wird genüsslich zelebriert. Aus heutiger Sicht immer noch erstaunlich ist etwa, wie die Aufnahme von "Tampongate" des privaten Telefongesprächs zwischen Camilla und Charles letztlich an die Öffentlichkeit gelangte. Die Aufnahme hat ein Amateurfunker-Enthusiast zufällig aufgeschnappt und an den Daily Mirror verkauft. Jede Zeile wird nachgespielt, dazu die Reaktionen der Royals und Lady Dianas Verwerfung. Da wird nichts ausgelassen.

Frage: Welche Bedeutung hat "The Crown" für Netflix?

Antwort: Mit der vierten Staffel betrug das geschätzte Produktionsbudget der Serie 260 Millionen US-Dollar und gehört damit zu den wichtigsten Produkten im Angebot der Streamingplattform. Jahrelangem Drängen auf einen Warnhinweis auf Fiktionalität gab Netflix heuer erstmals nach.

Frage: Spielt das für heute eine Rolle?

Antwort: Insofern als klar wird, welche Reformpläne Charles einst hatte: Er wollte eine neue Monarchie, die sich weniger um Geheimnisse, Magie und göttliches Recht dreht als um die praktische Rolle in der Gesellschaft.

Frage: Stirbt Lady Diana in dieser Staffel?

Spoiler: Nein. Erst in der sechsten. Die nächste Aufregung ist somit sicher. Geplanter Start: 2023.

Frage: Und wie steht Serienerfinder Peter Morgan zu all den Aufregungen?

Antwort: "Manchmal muss man auf Genauigkeit verzichten, aber man darf niemals auf die Wahrheit verzichten." (Doris Priesching, 9.11.2022)