Peter Morgan wurde für die Serie "The Crown" mit dem renommierten Emmy Award ausgezeichnet.

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Große Interviews gibt Peter Morgan schon seit längerem keine mehr. Zu heftig schlägt das Erregungspendel mittlerweile aus, wenn es um die von ihm erfundene Serie The Crown geht. Die fünfte Staffel über Auf und Abs der britischen Königin und deren Entourage ist jetzt abrufbar. Es geht um die Skandale der Royals, um das Ehedrama von Charles und Diana, das sture Festhalten des Königshauses an veralteten Traditionen, um die bisweilen kaltherzig wirkende Elizabeth II. Und das zwei Monate nach dem Tod der Queen.

Seit Wochen tobt der Shitstorm. Morgan wird Sensationsgier und Respektlosigkeit vorgeworfen. Jene, die an der Krone hängen, sind in Rage, sogar die Royals sind angeblich verärgert. Man kann das Schweigen des 59-jährigen Briten verstehen, eine gewisse Enttäuschung über den medialen Sturm wäre ebenso nachvollziehbar.

Geboren in Wimbledon

Peter Julian Robin Morgan kam 1963 in Wimbledon zur Welt. Seine Eltern flüchteten 1933 aus Dresden vor den Nazis. Sein jüdischer Vater Arthur Morgenthau kam als 18-Jähriger nach London, seine Mutter Inga war eine polnische Katholikin aus Schlesien. Bereits in den 1990er-Jahren schrieb Morgan erste Drehbücher. Bekanntheit erlangte er 2002 mit The Deal, einer Serie über einen Pakt der Labour-Politiker Tony Blair und Gordon Brown.

Morgans Leidenschaft ist englische Geschichte. Ihr widmet er sich in Filmen und Serien fast seit Beginn seines Schaffens. Sein Hauptinteresse gilt großen historischen Figuren, denen er meist großen Respekt entgegenbringt. Zum Beispiel 2006 mit The Queen – mit Helen Mirren als Elizabeth II.

Großes Gedränge am roten Teppich der Premiere der fünften Staffel von "The Crown". Es ist die erste Staffel nach dem Ableben von Elizabeth II. Ihre Todesmeldung war ein Schock während der Dreharbeiten
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Legenden in "Rush" und "Bohemian Rhapsody"

Ausflüge in die US-Geschichte machte er mit Filmen wie Frost/Nixon und The Special Relationship. Seinen Status als gefragter Filmautor festigte er mit dem James-Bond-Film Skyfall. In Rush huldigte er 2013 Niki Lauda, in Bohemian Rhapsody verneigte er sich 2018 vor Freddie Mercury.

Privat war Morgan zwölf Jahre mit Lila Schwarzenberg verheiratet und lebte mit ihr und den fünf Kindern zeitweise in Wien. Von 2016 bis 2020 war er mit der Schauspielerin Gillian Anderson liiert, bekannt aus Akte X, Sex Education und nicht zuletzt als Margaret Thatcher in The Crown.

Zum Tod der Queen ließ Netflix die Dreharbeiten unterbrechen. Die Serie sei ein "Liebesbrief" an die Verstorbene, kondolierte Morgan. Vielleicht können das auch verärgerte Royals irgendwann wieder so sehen. (Doris Priesching, 9.11.2022)