Ein verlassener Bahnhof in Belgien am 9. November.

Foto: APA / AFP / VALERIA MONGELLI

Brüssel – Wegen hoher Lebenskosten haben in Belgien am Mittwoch zahlreiche Menschen ihre Arbeit niedergelegt. 75 Prozent der Züge im Land fielen aus, am Brüsseler Flughafen Zaventem wurden nach Angaben einer Sprecherin 60 Prozent der Flüge gestrichen. Der Flughafen Charleroi, der für die Fluggesellschaft Ryanair bedeutend ist, blieb geschlossen. Die größte Gewerkschaft des Landes FGTB und weitere Gewerkschaften forderten schnelle Lohnerhöhungen.

Der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo rief die Gewerkschaften hingegen auf, "ein bisschen Empathie mit den Arbeitgebern" zu zeigen, die die Energie-Rechnungen bezahlten. Der Regierungschef verwies zudem darauf, dass die Gehälter in Belgien bereits durch die sogenannte Indexierung an die Inflation angepasst seien. In Belgien steigen die Gehälter automatisch mit der Inflation. In dem 11,5-Millionen-Einwohner-Land liegt die Inflation derzeit bei mehr als zwölf Prozent, und damit über dem Durchschnitt im Oktober von 10,7 Prozent in der Eurozone.

Streiks in mehreren Ländern

Auch in Griechenland wurde am Mittwoch wegen der hohen Lebenshaltungskosten gestreikt. Fast 20.000 Menschen gingen in der Hauptstadt Athen auf die Straße. Zwischen dem Festland und einer Vielzahl von Inseln fuhren keine Fähren. In Frankreich rief die Gewerkschaft CGT zum Streik für Donnerstag auf. Und in London streiken am Donnerstag voraussichtlich die U-Bahn- und Busfahrer.

Im britischen Gesundheitswesen gärt es seit Langem – nun wollen zum ersten Mal in der Geschichte Krankenschwestern und Pfleger im ganzen Land streiken. Wie britische Medien am Mittwoch unter Berufung auf den Berufsverband Royal College of Nursing (RCN) berichteten, kamen unter den mehr als 300.000 Mitgliedern in allen Teilen des Landes die nötigen Stimmen für einen Ausstand zusammen. Mit Streiks wird noch vor Ende des Jahres gerechnet.

Die Gewerkschaft fordert ein Gehaltsplus von fünf Prozent oberhalb der Inflationsrate, die derzeit bei zwölf Prozent liegt. Gesundheit ist in Großbritannien Sache der einzelnen Landesteile England, Schottland, Wales und Nordirland. Doch keine der Regierungen war zu so einem Gehaltsschritt bereit. Die Folgen bekommen nun die Patienten zu spüren.

RCN-Generalsekretärin Pat Cullen sagte dem Sender Sky News, der Streik sei genauso im Sinne der Patienten wie der Krankenschwestern und Pfleger. "Die Standards fallen zu tief und wir haben eine breite Unterstützung in der Öffentlichkeit, sie anzuheben", so Cullen. Gesundheitsminister Steve Barclay sagte, er bedauere die Entscheidung zum Streik. Die Priorität der Regierung sei nun, die Folgen für Patienten während der Streiktage abzufedern. (APA, red, 9.11.2022)