Will eine Lösung für die verfahrene Situation: Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).

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Wien – Die dramatischer werdende Problematik der Unterbringung von Asylwerbern führt am heutigen Mittwoch zu einem Spitzengespräch zwischen Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und den Landeshauptleuten. Am Abend kommt es zu einem Austausch, der zumindest teils per Video stattfinden wird. Angesichts des anhaltenden Widerstands gegen die Unterbringung von Flüchtlingen droht nach Ansicht der Bundeseinrichtungen Obdachlosigkeit.

Komplexe Situation

Diese zu vermeiden ist Ziel von Ressortchef Karner und der Bundesbetreuungsagentur. Am Mittwoch hatte auch das Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR an die Länder appelliert, in jeder Gemeinde zumindest einige Plätze zu schaffen, womit die akute Problematik gelöst wäre.

Die Situation ist insofern komplex, als neben einer vergleichsweise großen Anzahl an Asylwerbern auch Personen, die vor der russischen Aggression in der Ukraine geflüchtet sind, in die Grundversorgung fallen. Dazu kommt, dass außer Wien und dem Burgenland kein Bundesland die in einer Bund-Länder-Vereinbarung vorgegebene Quote zur Flüchtlingsunterbringung erfüllt.

Speziell Tirol und Kärnten liegen weit hinter den von ihnen selbst mit vereinbarten Plätzen. Versuche des Bundes, mit Zelten auf Bundeseinrichtungen zumindest symbolisch Erleichterung zu schaffen, werden ebenfalls torpediert. Mit Bescheiden, die von der Bundesbetreuungsagentur bekämpft werden, wurde sowohl in der Tiroler Gemeinde Absam als auch in St. Georgen im Attergau in Oberösterreich erreicht, dass dort errichtete Zelte abgebaut werden. Auch ein neues Flüchtlingsquartier in Spittal an der Drau in Kärnten ist mittlerweile wieder in der Schwebe.

Lösung in St. Georgen im Attergau

Zumindest in St. Georgen im Attergau gab es am Mittwochmorgen eine Lösung für die in Zelten untergebrachten Flüchtlinge. Die 100 bis 130 Menschen werden in die Landesbetreuung übernommen und auf mehrere Quartiere aufgeteilt, wurde der APA am Mittwoch ein Bericht der "Oberösterreichischen Nachrichten" aus dem Büro des zuständigen Landesrates Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) bestätigt.

Das Land übernehme grundsätzlich wöchentlich rund 100 Flüchtlinge aus der Bundesbetreuung. Im Zuge dieser Übernahme würden nun auch die Menschen aus den Zelten in St. Georgen untergebracht, hieß es.

Zeltdiskussion als Anlass

Erschwert wird die Situation dadurch, dass heuer besonders viele Flüchtlinge aus Nordafrika und Indien über Visa nach Serbien und von dort in die EU kommen. Viele von ihnen wollen zwar in andere Länder weiterziehen, stellen aber nach dem Aufgriff in Österreich einen Asylantrag und müssen zumindest fürs Erste hier untergebracht werden, ehe sie – an sich illegal – in ihre eigentlichen Zielländer weiterziehen.

Die Problematik, dass die Länder weder Zelte wollen noch andere Einrichtungen anbieten, ist nun der Anlass für den Videogipfel. Die Bundesbetreuungsagentur, deren Chef Andreas Achrainer alles andere als ein rechter Hardliner ist, hat in den vergangenen Tagen klargemacht, dass Obdachlosigkeit droht, wenn keine Quartiere geschaffen werden. Denn die Bundeseinrichtungen sind voll. So ist etwa die Erstaufnahmestelle Traiskirchen um ein Vielfaches mehr belegt, als dies eigentlich vereinbart war. (APA, 9.11.2022)