Ron DeSantis könnte bald seine Kandidatur für das Weiße Haus verkünden.

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Der Mann, der den Republikanern bei den US-Midterm-Wahlen am Dienstag einen ihrer größten Erfolge bescherte, sollte eigentlich ein Politiker ganz nach dem Geschmack Donald Trumps sein: Ron DeSantis, Floridas wiedergewählter Gouverneur, wettert gegen "Gender-Ideologie" und alles, was er als woke, also linksliberal, einstuft; Flüchtlinge aus Lateinamerika ließ er per Charterflug auf eine Prominenteninsel im liberalen Massachusetts verfrachten; Corona? Lockdown und MNS-Masken braucht es nicht, fand der heute 44-Jährige.

Bei den Wählerinnen und Wählern im Sunshine State kam derlei Rechtspopulismus gut an: Während anderswo Republikanerinnen und Republikaner aus dem Trump-Lager floppten, gelang DeSantis ausgerechnet in dem traditionellen Swing-State ein Erdrutschsieg – fast 20 Prozentpunkte lag er vor seinem demokratischen Herausforderer.

Bald schon, heißt es, könnte Florida zu klein werden für die Ambitionen des einstigen Trump-Schützlings, der sich nach dem katastrophalen Wirbelsturm Ende September zudem gerade rechtzeitig als volksnaher Kümmerer inszenieren konnte. Doch einem prominenten Bewohner Floridas gefällt das gar nicht: Donald Trump.

Albtraum

Ein junger, charismatischer Rechter, der noch dazu weitgehend skandalfrei lebt und mit der Justiz im Reinen ist – ein Albtraum für den Ex-Präsidenten, der sich bisher als alleiniges Alphatier in seiner weit nach rechts gerückten Partei behaupten durfte.

Entsprechend schießt sich Trump auf seinen Südstaaten-Klon jetzt ein: Hatte er DeSantis 2018 noch als "brillante junge Führungspersönlichkeit" gefeiert, verspottet er den Enkel italienischer Einwanderer heute als "Ron DeSanctimonious". Ron der Scheinheilige solle sich hüten, bei der parteiinternen Vorwahl gegen ihn anzutreten, sonst müsse er über ihn "Dinge erzählen, die nicht schmeichelhaft sind".

Dass sich der Vater dreier Kinder von Trumps Drohungen einschüchtern lässt, ist unwahrscheinlich. Sich selbst verortet DeSantis, der an den Elite-Hochschulen Harvard und Yale studiert und mit der US-Navy im Irak-Einsatz war, ohnehin weniger in einem Duell mit Trump als an vorderster Front im Kampf gegen liberale Werte: Unter ihm, erklärte er noch am Wahlabend, werde Florida ein Ort, an dem die "Woke"-Bewegung sterben werde. Seinen jubelnden Anhängerinnen und Anhängern versprach er, er habe "gerade erst begonnen zu kämpfen". (Florian Niederndorfer, 9.11.2022)