Die "Kleine Zeitung" vom Mittwoch mit der Coverstory über die Finanzen der Stadt Graz.

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Graz/Wien – Bei der "Kleinen Zeitung" aus dem Styria-Konzern sorgt ein Sparpaket für Irritationen und Verwerfungen zwischen Betriebsrat und Management. Am Donnerstag informiert die Belegschaftsvertretung in einer Betriebsversammlung über die bereits begonnenen Gespräche über die Auflösung von Dienstverhältnissen.

Dem STANDARD liegen zwei Rundmails des "Kleine"-Betriebsrats vom Mittwoch vor. Darin heißt es: "Überfallsartig werden Kolleginnen und Kollegen zu 'Gesprächen' geladen, in denen sie mit der Auflösung ihres Dienstverhältnisses konfrontiert werden, ebenso überfallsartig wurden und werden die jeweiligen RessortleiterInnen darüber informiert."

Der Betriebsrat sei über diese bereits eingeleiteten Maßnahmen nicht in Kenntnis gesetzt worden, schreibt die Belegschaftsvertretung am Mittwoch: "Erst heute (!) haben wir um 10.24 Uhr die Mitteilung über beabsichtigte Kündigungen von sechs KollegInnen erhalten. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits 'Gespräche' gelaufen, bereits gestern wurde ein Kollege in Kärnten mit der Auflösung seines Dienstverhältnisses konfrontiert."

"Unwürdig"

Auf STANDARD-Anfrage erklärt Betriebsratsvorsitzende Ute Groß, sie halte diese Vorgangsweise für "des Unternehmens unwürdig". "Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausloten und die Kolleginnen und Kollegen unterstützen", kündigt Groß an.

Nach einer Betriebsversammlung für die Redaktion am Donnerstag werde es für die Gesamtbelegschaft der "Kleinen Zeitung" am kommenden Dienstag eine weitere Betriebsversammlung mit einem Vertreter der Gewerkschaft geben.

DER STANDARD bat Geschäftsführer und Chefredakteur Hubert Patterer am späten Mittwochnachmittag um Stellungnahme. Sie wird bei Vorliegen ergänzt.

"Entsetzen" des Betriebsrats

Die Vorgeschichte des Sparpakets*: In einem weiteren Mail berichtet der Betriebsrat den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von der Vorgeschichte der nun eingeleiteten Sparmaßnahmen. Die Geschäftsführung habe den Betriebsrat schon am 13. Oktober über einen Personalabbau im Umfang von sechs bis acht Prozent der Belegschaft informiert. Das hätte eine Voranmeldung an das AMS und einen Sozialplan erfordert.

"Zur Disposition" sei damals auch die tägliche Erscheinung der gedruckten "Kleinen Zeitung" gestanden, heißt es in der Mail, offenbar ging es um einen Entfall der Montagausgabe. Der Betriebsrat dazu: "Abgesehen vom Verlust zahlreicher Arbeitsplätze hätten diese Maßnahmen aus Sicht des Betriebsrates die wirtschaftliche Stabilität der 'Kleinen Zeitung' und damit die Zukunft des Unternehmens massiv gefährdet. Unser Entsetzen war (ist) auch deshalb so groß, weil sich hinter diesen Sparplänen kein Konzept erkennen lässt."

Die Geschäftsführung habe damals um Stillschweigen gebeten.

"Im Branchenvergleich sehr gut"

Der Betriebsrat habe sich in der Zwischenzeit über die wirtschaftliche Lage der "Kleinen" und über die Situation in anderen Medienunternehmen informiert. Der Befund: "Trotz der unbestrittenen Herausforderungen – von enormen Papier- und Energiekosten bis zu den Folgen des Kriegs – herrscht aus unserer Sicht (und jener beigezogener Experten) keine Alarmstimmung, im Branchenvergleich liegen wir sehr gut." Ähnliche Sparprogramme wie das Mitte Oktober avisierte gebe es bei anderen Unternehmen bisher nicht, schreiben die Belegschaftsvertreter.

Die "Kleine Zeitung" ist von jeher eine der wichtigsten Säulen der Styria Media Group AG, zu der etwa auch "Die Presse" und Willhaben gehören.

2021 fast 16 Millionen Ergebnis laut Firmenbuch

Die Kleine Zeitung GesmbH und Co KG brachte laut beim Firmenbuch vorgelegten Jahresabschlüssen 2019 ein Ergebnis vor Steuern von 10,3 Millionen Euro, 2020 rund 15,8 Millionen und 2021 rund 15,9 Millionen Euro. 2022 soll ein einstelliges Millionenergebnis erwartet werden; seit 2003 wies diese Gesellschaft durchgehend zweistellige Millionenergebnisse aus. (fid, 9.11.2022)