Die virtuelle Welt aus dem Hause Meta schafft auch für Investoren neue Möglichkeiten.

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Das Metaverse, also der von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg geschaffene virtueller Raum, ist auch ein Platz, an dem Unternehmen um Aufmerksamkeit heischen. Derzeit überschlagen sich jedoch die Ereignisse: Der Bau von Zuckerbergs virtueller Welt verschlingt Milliarden. Im vergangenen Quartal verbuchte die Sparte Reality Labs, in der am Metaverse gearbeitet wird, einen operativen Verlust von knapp 3,7 Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Euro). Seit Jahresbeginn sammelte sich ein Fehlbetrag von 9,4 Milliarden Dollar an – bei einem Umsatz von 1,4 Milliarden Dollar in dem Bereich.

Das Kerngeschäft spülte zuletzt aber weniger Geld herein. Die Meta-Apps wie Facebook und Instagram warfen in den vergangenen neun Monaten einen operativen Gewinn von 32 Milliarden Dollar ab – ein Jahr zuvor waren es noch 41 Milliarden. Als Konsequenz wurden nun mehr als 11.000 Mitarbeiter entlassen, rund 13 Prozent der Belegschaft. Zuckerberg sagte, dass er den Online-Boom am Anfang der Pandemie überschätzt und daher die Investitionen hochgeschraubt habe. Nun sei das Internetgeschäft zu früheren Trends zurückgekehrt. Zudem lasteten die schwächelnde Konjunktur und verstärkte Konkurrenz auf den Erlösen.

Mega-Stadion für virtuelle Spiele

Andererseits drängen viele Unternehmen ins Metaverse. So hat der Schweizer Luxusuhrenhersteller Hublot erst vor wenigen Tagen mit dem Architekturbüro Meis das bisher größte Fußballstadion im Metaverse gebaut. 90.000 Zuschauer sollen darin Platz haben. Das Agieren der Unternehmen im virtuellen Raum und all jene Firmen, die es braucht, damit das Metaverse bestehen und sich weiterentwickeln kann, sind für Investoren interessant geworden. Der weltweit aktive Vermögensverwalter Candriam hat im Oktober den Meta Globe Fonds aufgelegt. Investiert wird in Unternehmen, die an der Entwicklung des Metaverse beteiligt sind.

"Im Technologiebereich gehört das Metaverse zu den spannendsten Entwicklungen", erklärt Johan Van Der Biest, Deputy Head of Thematic Global Equity bei Candriam. Obwohl er noch in den Kinderschuhen stecke, schaffe der virtuelle Raum für Investoren langfristige Anlagechancen. Marktschätzungen zufolge soll die Metaverse-Wirtschaft fünf Billionen Dollar übertreffen. Einige Signale deuten darauf hin, wie die Zukunft aussehen könnte: Bis 2024 dürfte der Markt für virtuelle und erweiterte Realität 73 Milliarden Dollar erreichen, während jener für NFTs und digitale Authentizitätszertifikate bis 2025 voraussichtlich 80 Milliarden Dollar umsetzen wird.

"In einer schnell wachsenden digitalen Welt wird es zunehmend wichtiger, jede digitale Interaktion immersiver und attraktiver zu gestalten", sagt Van Der Biest. Darin liegen auch die Chancen für Anleger.

Basis für Wachstum

In die gleiche Kerbe schlägt auch Invesco mit seinem Metaverse Fund. Veranlagt wird in Aktien von Unternehmen aller Marktkapitalisierungsklassen entlang der Wertschöpfungskette des Metaverse. Anlegern soll damit eine Auswahl an Aktien verfügbar gemacht werden, die von der Entwicklung virtueller Welten profitieren, sowie Aktien jener, die Grundlagen für das Wachstum des Metaverse schaffen oder dieses vorantreiben.

Das Portfolio des Invesco-Fonds ist regional diversifiziert und enthält Unternehmen aus den USA, Asien, Japan und Europa. Die Invesco-Experten sehen großes Potenzial: "Schätzungen zufolge könnte sich der Wachstumsschub für die Weltwirtschaft durch Anwendungen im Zusammenhang mit virtueller und erweiterter Realität bis 2030 auf 1,4 Billionen britische Pfund belaufen", sagt Tony Roberts, Fondsmanager bei Invesco.

Großes Potenzial für Veränderungen

Die Metaverse-Anwendungen in der Unterhaltungsbranche seien zudem immer besser bekannt. Darüber hinaus sei zu erwarten, dass die durch das Metaverse ermöglichte Interkonnektivität so unterschiedliche Branchen wie Gesundheit, Logistik, Bildung und Sport von Grund auf verändern könnte.

Das größte Potenzial sehen die Invesco-Experten in diesem frühen Stadium bei jenen Unternehmen, die an der Entwicklung der nötigen Infrastruktur zur Freisetzung des vollen Potenzials des Metaverse beteiligt sind. Wenn diese erst einmal steht, werde es möglich sein, reale Erfahrungen und Güter zu digitalisieren, sodass die Nutzer nahtlos von einer Erfahrung zur nächsten wechseln können. Doch ob sich das Metaverse als nächste Plattform nach dem Smartphone etabliert, ist offener denn je. (Bettina Pfluger, 10.11.2022)