Biber und ihre Dämme haben erstaunlich positive Auswirkungen auf Gewässer.
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Seit die bei uns einst ausgerotteten Biber wieder da sind, sorgen sie mancherorts für gereizte Diskussionen. Gerade im Spätherbst und Winter fallen Bissspuren und gefällte Bäume besonders auf, vor allem wenn es sich um Naherholungsgebiete in Menschennähe wie etwa in Wien handelt. Abseits von natürlichen Augebieten, wo sie ungestört Dämme bauen dürfen, werden ihre Bauwerke mit Argwohn betrachtet und teilweise sogar entfernt, wenn sie als Gefahr für künstlich errichteten Hochwasserschutz oder Infrastruktur eingestuft werden.

Schutzmaßnahmen, aber auch wärmere Winter haben in den vergangenen Jahren in Europa, aber auch in den USA zu einer Erholung der Bestände geführt. Wurde die Individuenzahl in Österreich 2018 noch auf 7.100 bis 7.800 Biber geschätzt, geht die aktuellste Schätzung aus dem Winter 2020/21 bereits von knapp 9.000 Tieren aus – der Großteil davon ist in Niederösterreich und Oberösterreich zu finden. Im alpinen Raum mit seinen verbauten und regulierten Flüssen tut sich das Nagetier aber weiterhin schwer.

Biber gegen Folgen des Klimawandels

Anders ist die Situation im Westen der USA, wo die warmen Temperaturen gerade in den gebirgigen Regionen zu einer starken Vermehrung des Bibers geführt haben. Wie eine in "Nature Communications" veröffentlichte Studie der Stanford University zeigt, ist das allerdings nicht problematisch – im Gegenteil. Denn die mächtigen Biberdämme haben einen größeren positiven Effekt auf die Gewässer und deren Qualität als bisher angenommen.

Vielmehr können sie den negativen Folgen der Klimaerwärmung entgegenwirken, die zu niedrigen Pegelständen und zu einer höheren Stickstoffbelastung im Wasser führen. Durch die Bauten steigt der Pegel vor dem Damm, das Wasser wird auf eine größere Bodenfläche verteilt und durch die Barriere quasi in den Untergrund gedrückt. Dieser Vorgang ist wiederum für die Filterung des Wassers essenziell, da Nitrate über die im Boden befindlichen Mikroben in harmlosere Gase umgewandelt werden können.

Künstliches Dauerhochwasser

Dieser Reinigungseffekt passiert den Forschenden zufolge auch bei saisonalem Hochwasser, etwa wenn Niederschläge und Schmelzwasser im Frühling zu einem Anschwellen der Flüsse und Überschwemmungen führen. Bleiben diese Ereignisse aus, fällt auch die natürliche Selbstreinigung aus. Biberdämme können in so einem Fall genau diese Aufgabe übernehmen beziehungsweise sogar deutlich besser erfüllen. Den Messungen zufolge sorgte ein in nur wenigen Monaten gebauter Biberdamm für eine zehnmal bessere Filterung als in Vergleichszeiträumen, in denen noch kein Damm bestand.

Biberdämme halten Wasser zurück, was bei Trockenheit hilft, sorgen aber auch dafür, dass Nitrate besser gefiltert werden.
Foto: ENV / conservation

Verblüffenderweise war der Effekt sowohl bei Niedrigwasser als auch im darauffolgenden Jahr mit höheren Niederschlägen deutlich messbar. Den Forschenden zufolge übersteigen die positiven Effekte der Bauten folglich sogar die negativen Effekte, die zuletzt durch klimawandelbedingte Extreme verursacht wurden. Im untersuchten Zeitraum wurden durch den Biberdamm 44 Prozent mehr Stickstoff aus dem East River in Colorado entfernt als bei Extremereignissen. Weniger Stickstoff verhindert etwa überbordendes Algenwachstum, was wiederum den Lebensraum für andere Pflanzen und Tiere gefährdet.

Positiv für Biodiversität

Dass durch Biber aufgestaute Gewässer das Wasser wie in einer natürlichen Au- und Flusslandschaft zurückhalten und speichern können, war schon bisher bekannt. Was die Biodiversität angeht, zeigte bereits eine im Jahr 2018 veröffentlichte Studie der University of Stirling in Schottland auf, dass von Biberhand erschaffene aufgestaute Gewässer um 33 Prozent mehr Pflanzenarten und 26 Prozent mehr Käferarten aufwiesen als bestehende natürliche Senken und Teiche.

Die Forschenden führten dies auf die ständigen Tätigkeiten von Bibern zurück, die durch das Einbringen von Pflanzenmaterial und das Fällen von Bäumen eine besonders "komplexe, mosaikartige Umgebung" für viele Tier- und Pflanzenarten schaffen würden. (Martin Stepanek, 10.11.2022)