Herr Griller, Sie sind Vorsitzender des Gesellschafterausschusses und Aufsichtsrat der GG Group. Was macht Gebauer & Griller Kabelwerke?

Nikolaus Griller ist Aufsichtsrat des global tätigen Wiener Industrieunternehmens Gebauer & Griller Kabelwerke
Foto: Gebauer & Griller Kabelwerke

Nikolaus Griller: Gebauer & Griller Kabelwerke ist ein global tätiges österreichisches Industrieunternehmen in Familienbesitz. Wir produzieren hochqualitative und technologisch anspruchsvolle Kabel und Leitungssysteme für Anwendungen in den Geschäftsbereichen Automobil und Industrie. Unser Hauptsitz befindet sich in Wien, der größte Produktionsstandort im niederösterreichischen Poysdorf. Innerhalb weniger Jahre sind wir zum globalen Unternehmen mit Standorten auf drei Kontinenten gewachsen, unter anderem in China und Mexiko. Der Unternehmensumsatz bewegt sich pro Jahr bei einer halben Milliarde Euro. 4.000 Mitarbeiter:innen sind weltweit für Gebauer & Griller Kabelwerke beschäftigt, davon 1.500 allein in Österreich.

Wie geht ein Global Player wie Ihr Unternehmen mit den aktuellen Herausforderungen um, Stichwort "Teuerung"? Spüren Sie die Teuerung schon – und wenn ja, wo?

Die Teuerung beschäftigt uns – wie auch sehr viele andere Betriebe – schon länger, auf jeden Fall seit 2021. Wir spüren die Auswirkungen in unterschiedlichen Bereichen: bei den Rohstoffen, bei den Energiepreisen, aber auch bei Frachtkosten. Kunststoffpreise beispielsweise sind in die Höhe geschnellt. Ein Containertransport nach Asien, der vor der Teuerung 2.000 Euro gekostet hat, schlug zwischenzeitlich mit 15.000 Euro zu Buche. Es gibt hier zahlreiche Beispiele. Und nicht immer können wir die Preissteigerungen an unsere Kund:innen weitergeben, weil wir zum Beispiel Verträge mit längeren Laufzeiten abgeschlossen haben. Somit befinden wir uns in einer undankbaren Sandwichposition: Wir zahlen mehr, können die Preissteigerungen aber – wenn überhaupt – erst mit deutlicher Verzögerung weitergeben.

Gebauer & Griller Kabelwerke spüren die Auswirkungen in unterschiedlichen Bereichen: bei den Rohstoffen, bei den Energiepreisen, aber auch bei Frachtkosten.
Foto: Gebauer & Griller Kabelwerke

Wie erleben Sie aktuell den Arbeitskräftemarkt in Ihrer Branche?

Als schwierig. Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber mit vielen Benefits wie modernen Arbeitsplätzen, flexiblen Arbeitszeitmodellen, gezielter Mitarbeiterentwicklung etc. – und trotzdem ist es nicht leicht, qualifizierte neue Mitarbeiter:innen zu finden. Der Fachkräftemangel ist seit vielen Jahren ein Thema, zum Beispiel in der IT oder auch bei den Automatisierungstechniker:innen. Hinzu kommt, dass in den Schlüsselbereichen die Löhne seit Jahren steigen und gute Mitarbeiter:innen heute mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein auftreten und konkrete Wünsche an ihre zukünftige Arbeitgeberin oder ihren zukünftigen Arbeitgeber mitbringen. Das ist gut so, aber das macht es für Unternehmen nicht leichter. Um dem Fachkräftemangel langfristig entgegenzutreten läuft im Ausbildungswesen und in der Immigrationspolitik in Österreich, meiner Meinung nach, einiges falsch, aber das ist noch mal ein anderes Thema.

Wie gehen Sie mit Gehaltsforderungen um?

Aufgrund der aktuellen Situation – auf der einen Seite die Teuerung, die natürlich auch die Mitarbeiter:innen spüren, auf der anderen Seite die fehlenden Fachkräfte für Unternehmen – eher "moderat". Wir geben natürlich nicht allen Forderungen nach, aber wir tun unser Bestes, im Rahmen unserer Möglichkeiten.

Bleibt aktuell noch Spielraum für Innovationen oder Investments? Wenn ja, wo genau?

Ja, aber viel weniger als sonst. Wir haben einen hohen Entwicklungsbedarf, wir investieren selbstverständlich weiterhin in Know-how und Zukunftstechnologien wie die E-Mobilität, das automatisierte Fahren und die Digitalisierung. Wir stoppen keine Investitionen, vor allem nicht jene in Innovation, aber wir denken schon etwas enger. Projektspezifische Investitionen laufen wie gewohnt weiter, aber wir sparen beispielsweise bei Fixinvestitionen, etwa in Gebäude.

Der Wirtschaftsstandorts Österreich hat hochqualifizierte und motivierte Fachkräfte, die Infrastruktur ist sehr gut und auch die Kooperationen mit der Wissenschaft und anderen Unternehmen funktionieren tadellos.
Foto: Gebauer & Griller Kabelwerke

Wie stehen Sie zum NEOS-Vorschlag einer Senkung der Lohnnebenkosten? Bei einer Senkung um 6,55-%-Punkte würde dies für Arbeitnehmer:innen 6 Prozent mehr Bruttolohn und 5 Prozent mehr Nettolohn bedeuten. Aber auch für Arbeitgeber:innen hätte die Senkung viele Vorteile. Wie sehen Sie das?

Eine Senkung der Lohnnebenkosten ist sehr wichtig! Seit vielen Jahren wird die Höhe der Lohnnebenkosten in Österreich – gerade von Unternehmer:innen-Seite – kritisch betrachtet. Und natürlich überlegen wir aufgrund der hohen Lohnnebenkosten ganz genau, wo ich investiere. Auf der einen Seite sehe ich die Vorteile des Wirtschaftsstandorts Österreich: Wir haben hochqualifizierte und motivierte Fachkräfte im Land, die Infrastruktur ist sehr gut und auch die Kooperationen mit der Wissenschaft und anderen Unternehmen funktionieren tadellos. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch den entscheidenden Nachteil: die Kosten. Damit Österreich als Wirtschaftsstandort attraktiv bleibt – auch für Unternehmen, die noch überlegen, wo sie in Zukunft ihren Betrieb ansiedeln –, müssen die Kosten – und dazu zählen in einem hohen Maß die Lohnnebenkosten – gesenkt werden.

Welchen Nutzen hätte eine Senkung der Lohnnebenkosten für Sie? Würden Sie den gewonnenen Spielraum in die Gehälter Ihrer Mitarbeiter:innen investieren?

Geringere Lohnnebenkosten würden uns zum einen bei der Entscheidung helfen, in Österreich als Wirtschaftsstandort zu investieren. Zum anderen könnten wir das, was bliebe, auch einfacher an unsere Mitarbeiter:innen in Form von höheren Löhnen weitergeben. Sie sind ja, ebenso wie wir als Unternehmen, von der Teuerung betroffen. Wenn wir dabei helfen können, diese abzufedern, kann das nur gut sein.