Völlig zu Recht fordert die Ärztekammer höhere Honorare für Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen. Seit 1994 wurden die Tarife nicht mehr angepasst. Es gibt wohl kaum jemanden, der heute noch für dasselbe Geld arbeiten geht wie vor 28 Jahren. Zudem herrscht in Österreich bereits jetzt ein dramatischer Mangel an Kinderärzten. Nur mehr knapp ein Drittel von ihnen hat Kassenverträge. Viele junge Mediziner und Medizinerinnen eröffnen lieber Privatpraxen, weil das weniger Zeitdruck bedeutet – aber mehr Geld bringt.

Die Ärztekammer fordert höhere Honorare für Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen.
Foto: APA/BARBARA GINDL

In den finalen Zügen der Verhandlungen mit den Ministerien hat die Ärztekammer den Druck nun massiv erhöht: Sollte es zu keiner Einigung kommen, bedeutet dies für den Mutter-Kind-Pass das Ende. Das ist inakzeptabel. Gerade in einer Zeit, in der Familien durch die stetige Teuerung stark belastet sind, wäre mehr Sensibilität in der Kommunikation angebracht. Dass sich Eltern nun auch noch wegen der Gesundheitsversorgung ihres Babys oder Kleinkinds Sorgen machen müssen, ist skandalös.

Gut, dass Gesundheitsminister Johannes Rauch die Gerüchte über das Ende des kostenlosen Mutter-Kind-Passes gestern öffentlich dementiert hat. Überhaupt müssen die Verantwortungstragenden jetzt zusammenarbeiten und dürfen keine neuerlichen Unsicherheiten schüren. Denn letztlich wird dieser Streit auf dem Rücken der Kleinsten und Schwächsten in unserer Gesellschaft ausgetragen: unserer Kinder. (Nadja Kupsa, 10.11.2022)