Es waren turbulente Jahre für die Mitarbeiter im Handel. Turbulent sind auch die Verhandlungen um die Löhne und Gehälter.

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Wien – Im Feilschen um einen neuen Kollektivvertrag in Österreichs Handel ist es am Donnerstag in der dritten Verhandlungsrunde zu keiner Einigung gekommen. Die Positionen zwischen den Arbeitgebern und der Gewerkschaft liegen nach wie vor zu weit auseinander, einen neuen Gesprächsversuch wollen die Sozialpartner am 22. November wagen. Davor sind jedoch öffentliche Kundgebungen geplant. Der Handels-KV gilt für rund eine halbe Million Beschäftigte.

Gewerkschaft gegen Prämienzahlungen

Für Arbeitgeberverhandler Rainer Trefelik ist es "völlig unverständlich, warum die Gewerkschaft nach wie vor mauert und unser Sieben-Prozent-Angebot, das sich aus der KV-Tafel-Erhöhung und steuerattraktiven Prämienzahlung zusammensetzt, derart kategorisch ablehnt", sagte er Donnerstagabend nach Abbruch laut einer Aussendung. Die Gewerkschaft stieg mit der Forderung nach einer Gehaltserhöhung um zehn Prozent ins Rennen und lehnt Prämienzahlungen ab.

"Das Angebot der Arbeitgeber von vier Prozent Gehaltserhöhung und einer Einmalzahlung ist weit von dem entfernt, was die Beschäftigten derzeit brauchen", zieht Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Helga Fichtinger, Bilanz. "Das ist inakzeptabel", sagt sie dem STANDARD. "Es hat keinerlei Bewegung in Richtung der Arbeitnehmer gegeben, keine Nachbesserung und kein Verständnis dafür, dass Mitarbeiter nichts von Einmalzahlungen haben." Es brauche ein Ergebnis, das dauerhaft gegen die Teuerung wirke.

Sie kündigt für Wien und Salzburg am 16. November erste Kundgebungen an. Sollte es in der vierten Verhandlungsrunde wiederum zu keinem gemeinsamen Ergebnis kommen, seien gewerkschaftliche Maßnahmen gewiss.

Die Arbeitgeber bieten eine Erhöhung des Einstiegsgehalts von 1.800 auf 1.900 Euro brutto und eine Erhöhung der Lehrlingseinkommen auf 800 Euro im ersten Lehrjahr, auf 1.000 Euro im zweiten und auf 1.280 Euro im dritten Lehrjahr.

Darüber hinaus soll es eine steuerfreie Prämie geben. Handelsobmann Trefelik zufolge macht die Prämie beim Einstiegsgehalt 756 Euro netto aus. Bei einem Gehalt von 2.000 Euro brutto seien es 840 Euro und bei einem Gehalt von 3.000 Euro betrage die Prämie 1.260 Euro netto. Auch Lehrlinge sollen die Prämie bekommen. Sie würde im ersten Lehrjahr 200 Euro, im zweiten 300 Euro und im dritten Lehrjahr 400 Euro betragen.

"Nicht nachvollziehbar"

"Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Gewerkschaft den Handelsangestellten diese Gelder verwehren will", sagt Trefelik. Namhafte Betriebe des Handels hätten sich bereiterklärt, die abgabenfreie Jahresprämie für 2023 noch in diesem Jahr auszuzahlen.

Die Situation im Handel sieht Trefelik anders als in anderen Branchen. "Die gestiegenen Energiekosten und die nach wie vor in vielen Handelsbranchen spürbare Kaufzurückhaltung der Konsument:innen erlauben keine großen Spielräume." (vk, APA 10.11.2022)