Alexander Wrabetz hat Rapid immer bevorzugt. Als Präsident wird er das weiter tun.

Foto: APA/TOBIAS STEINMAURER

"Rapid ist der wunderbarste Fußballverein der Welt", sagt Alexander Wrabetz. Diese Behauptung ist einerseits kühn, andererseits in seinem Fall zulässig. Schließlich lässt sich der 62-Jährige am 26. November von den Mitgliedern zum Präsidenten wählen. Die Spannung ist begrenzt, es kandidiert nur eine Liste. Wrabetz hat sich "eine breite Zustimmung" zum Ziel gesetzt. Prozentzahl nannte er keine, als ehemaliger ORF-Generaldirektor hat man die Vorsicht sozusagen im Blut.

Donnerstagmittag präsentierte er sich im Allianz-Stadion den Medien, der Zulauf war enorm. "Nach den ORF-Wahlen herrschte weniger Interesse." Flankiert wurde er von Edeltraud Hanappi-Egger und Ex-Verteidiger Michael Hatz, zwei Säulen im künftigen Präsidium. Vielleicht hätte das Eingangsstatement von Wrabetz nicht 20 Minuten dauern müssen, aber im Vergleich zu einer zunächst dreijährigen Amtszeit war es eh recht kurz.

Michael Hatz, Edeltraud Hanappi-Egger und Alexander Wrabetz.
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Wrabetz wurde von Steffen Hofmann überredet und überzeugt. "Ich musste nicht lange überlegen." Er hielt sich "in schwierigen und herausfordernden Zeiten" mit konkreten Ankündigungen zurück, beließ es beim Allgemeinen. "Dem sportlichen Erfolg ist alles unterzuordnen." Motto: Geht es der Kampfmannschaft gut, geht es Rapid und Wrabetz gut.

Das Budget soll in den nächsten drei bis fünf Jahren auf 60 Millionen Euro aufgestockt werden (davon 30 für den Sport), derzeit beträgt es rund 45 Millionen. Wobei die hohe Inflation beim Zuwachs nicht eingerechnet wurde, also ist die Differenz gar nicht so gigantisch. Wrabetz sieht das Präsidium als ehrenamtlichen Aufsichtsrat, die Knochenarbeit verrichten die Geschäftsführer Wirtschaft und Sport. Allerdings werden diese erst bestimmt. Zeitnah.

Informatikerin Hanappi-Egger ist Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien. Sie wird Stellvertreterin von Wrabetz. Warum sie sich das antut? "Weil mich Wrabetz und Hofmann überzeugt haben. Rapid steht für Werte, für Solidarität. Es ist auch ein Zeichen an die Frauen." Hanappi-Egger ist Professorin für "Gender and Diversity in Organizations". Apropos Werte: Die Westtribüne pflegt speziell bei Wiener Derbys homophobe Gesänge laut zu intonieren. Ob sie auf der Tribüne weinen wird? "Nein. Aber wir haben viel Arbeit vor uns." Auch ihre familiäre Situation habe eine Rolle gespielt, Gerhard Hanappi war ihr Schwiegervater. "Ich will, dass er stolz auf mich ist."

Ein Trio steht Rede und Antwort.
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Es gibt ein Team Sport, ein Team Wirtschaft, ein Team Organisation. Wrabetz nimmt sich der Wirtschaft an. Hofmann wird flott aus dem Präsidium scheiden und eine operative, bezahlte Tätigkeit übernehmen. Hatz ist mit Michael Tojner Ansprechpartner für den Bereich Sport. Hatz: "Im Scouting herrscht Nachholbedarf, die Transfererlöse sollen wachsen, damit man wieder investieren kann. Wir brauchen eine klare Spielphilosophie. Rapid darf keine Wohlfühloase, keine Durchlaufstation sein. Wobei uns klar ist, dass wir ein Ausbildungsverein sind."

Personalien müssen also geklärt werden. Die Trainerfrage dürfte beantwortet sein, Zoran Barisic ist der Topkandidat. Hatz: "Er macht das sehr gut." Die Agenden des Sportgeschäftsführers muss Barisic abgeben, da brodelt es in der Gerüchteküche. Andreas Schicker (derzeit Sturm Graz) könnte ein Kandidat sein. Oder Andreas Herzog. Als Nachfolger von Wirtschaftschef Christoph Peschek bietet sich Philip Newald an. Es wird sondiert.

Wrabetz steht den Fans, Ultras inklusive, sehr positiv, nahezu unkritisch gegenüber. "Sie sind die Besten. Aber ja, es gibt rote Linien." Er sagte noch: "Wir wollen top drei und regelmäßig im Europacup sein. Und wir wollen in die Nähe des Meistertitels kommen." Diesbezüglich näher bleibt freilich Red Bull Salzburg. Wrabetz war 15 Jahre lang ORF-General, ist also bestens vernetzt. "Ja, ich habe Rapid im Fernsehen bevorzugt." Das sei aber nicht unlauter gewesen. "Weil das Publikum Rapid sehen will." (Christian Hackl, 10.11.2022)