Laut Medienberichten stach der Angreifer nahe dem Bahnhof Gare du Nord im Stadtteil Schaerbeek auf die Streifenpolizisten ein.

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Brüssel – Nach einem tödlichen Messerangriff auf Polizisten in Brüssel ermittelt die belgische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft. Die Behörde habe wegen Verdachts auf ein terroristisches Motiv die Ermittlungen übernommen, erklärte ein Sprecher. Am Freitag wurde bekannt, dass der mutmaßliche Angreifer auf einer Terrorliste der belgischen Behörden stand.

Er hatte zwei Streifenbeamte mit einem Messer angegriffen, ein Polizist starb. Dessen 23-Jähriger Kollege wurde zunächst in die Notaufnahme gebracht und in der Nacht operiert. Sein Zustand sei zum jetzigen Zeitpunkt stabil, sagte ein Sprecher. Innenministerin Annelies Verlinden sprach auf Twitter von einem "furchtbaren Drama".

Der mutmaßliche Täter wurde von mehreren Schüssen herbeigerufener Verstärkung getroffen. Der Mann wurde festgenommen und in ein Krankenhaus gebracht.

Krankenhaus wieder verlassen

"Meine Gedanken sind bei der Familie und den Freunden des verstorbenen Beamten", schrieb Premierminister Alexander De Croo auf Twitter. Er hoffe, dem anderen Beamten gehe es gut. Die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, schrieb, sie sei schockiert über den Mord an einem Polizisten im Dienst.

In der Nacht auf Freitag bestätigte die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Tat, dass eine Person am Donnerstagmorgen auf einer Polizeiwache erklärt habe, einen Anschlag auf die Polizei verüben zu wollen. Die Person sei in eine Psychiatrie begleitet und dort dem Personal übergeben worden. Als die Beamten später erneut Kontakt zu der Einrichtung aufgenommen hätten, habe sich herausgestellt, dass der Tatverdächtige das Krankenhaus wieder verlassen habe.

Messerangriff auf Soldaten

In Brüssel hatte es im März 2016 islamistisch motivierte Anschläge gegeben. Bei den Anschlägen auf dem Flughafen Zaventem und in einer U-Bahn-Station wurden 32 Menschen getötet und 340 verletzt. Seither gab es eine Reihe von Angriffen auf Polizisten oder Soldaten.

Zuletzt ereignete sich im Mai 2018 ein als terroristisch eingestufter Anschlag auf Polizeibeamte. Damals tötete ein Mann in Lüttich zwei Polizistinnen und einen Studenten unter "Allahu akbar"-Rufen. Der Angreifer wurde von Polizisten erschossen. Im August 2017 griff ein Mann im Zentrum von Brüssel Soldaten mit einem Messer an. Er wurde ebenfalls erschossen.

Angriff in Charleroi

Im August 2016 griff ein Algerier in Charleroi zwei Polizistinnen vor einer Polizeiwache unter "Allahu akbar"-Rufen an und verletzte sie im Gesicht und am Hals, bevor er erschossen wurde. Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" reklamierte die Tat für sich.

Jihadisten und Salafisten benutzen den arabischen Ausdruck "Allahu akbar" oft als eine Art Kampfruf. Eigentlich handelt es sich aber um eine zentrale religiöse Formel des Islam, die seit Jahrhunderten von Muslimen weltweit benutzt wird. (APA, 11.11.2022)