Ich habe jetzt Haustiere! Nein, nicht die, die man sich wünscht. Eher die, die man seinen Feinden wünscht. Mit der neuen Blumenerde für eine vom Leben gezeichnete Monstera, die hauptsächlich aus Luftwurzeln besteht, habe ich mir Trauermücken eingeschleppt.
Erst ist mir nur ein kleines Insekt am Fensterbrett aufgefallen. Nur legt so eine harmlos wirkende Mücke bis zu 200 Eier in die feuchte Pflanzenerde. Innerhalb weniger Tage saßen also ein paar hundert Viecher auf meinen Pflanzen. Sagen wir so: Wenigstens verstehe ich jetzt, wie exponentielles Wachstum funktioniert.
Als ich unlängst nach einem Wochenende wieder nach Hause kam, war die Wohnung von den Trauermücken quasi in Besitz genommen. Gefühlt standen sie kurz davor, Schloss und Türschild auszuwechseln und mir meine Habseligkeiten auf die Straße zu stellen. Besonders wohl fühlten sie sich bei der schwächelnden Ufopflanze; die Grünlilie, die coole Socke, ließ sie dafür völlig kalt.
Auf Verfolgungsjagd
Aber bei mir war es vorbei mit Coolness. Ich baute mit Essig und Spülmittel Fallen, stellte gelbe Klebeschilder auf, verstreute Backpulver, sprühte wild mit dem Öl des Niembaums herum und verbrachte zwei Stunden am Tag damit, sie bis ins letzte Eck mit dem Staubsauger zu verfolgen. Nur eröffnete mir dann eine Kollegin, dass die Tierchen aus dem Staubsauger wieder rausfliegen.
Genug! Samstags, kurz vor Ladenschluss, raste ich zum Baumarkt und kaufte Tongranulat, in das die arme Monstera schleunigst umgetopft wurde. Die Trauermückenpopulation ist seither massiv zurückgegangen. Und ich bin stolzer, als ich vermutlich sein sollte, dass ich gegen die winzigen Tierchen als Siegerin vom Platz gegangen bin. Jetzt ist Zeit zum Durchatmen. Denn die nächste Motteninvasion kommt bestimmt. (Franziska Zoidl, 11.11.2022)