Lemo wohnt mit Familie und einem Marder in einer Mietwohnung im 14. Wiener Bezirk nahe der Station Hietzing. Ein Eigenheim nahe Wien war bisher unleistbar. Jetzt wird es vielleicht ein Sommerhaus.

"Das war die erste Wohnung, die wir uns angeschaut haben. Also die erste Mietwohnung. Das war nämlich gerade so die Zeit, als wir eigentlich was kaufen wollten und uns wahnsinnig viele Wohnungen anschauten. Meine Freundin hatte den Termin hier ausgemacht, ich dachte anfangs, es ist wieder eine Kaufwohnung. Als ich mitbekommen habe, dass sie zu mieten ist, sagte ich sofort: Passt, nehma! Vor einem Jahr zogen wir ein.

Wegen des Sohnemanns ist das "Projekt Einzug" bei Lemo "noch nicht ganz abgeschlossen".
Foto: Florian Albert

Die Wohnung hat circa 115 Quadratmeter und einen Balkon. Die Miete ist für die Größe okay. Davor wohnten wir auf 75 Quadratmetern im 6. Bezirk, da gab es überhaupt kein Grün, alles Betonwüste rundherum. Hier haben wir Schönbrunn fast direkt daneben. Außerdem wollten wir ein Zimmer mehr, denn gleich nach dem Einzug kam unser Sohn auf die Welt. Wegen ihm ist das Projekt Einzug auch noch immer nicht ganz abgeschlossen, weil da war’s dann schnell vorbei mit innenarchitektonischen Überlegungen.

Mir ist beim Wohnen jedenfalls wichtiger, dass es gemütlich ist, als dass es superstylish ausschaut. Was ich genau unter gemütlich verstehe, ist schwer zu sagen. Ich könnte das nicht an etwas Bestimmtem festmachen. Alte Möbel machen eine Wohnung aber jedenfalls gemütlich, so wie dieses alte Kastl, das wir uns zum Einziehen gekauft haben und auf dem jetzt meine neue Hifi-Anlage steht. Ein Möbel, bei dem ich das Gefühl habe, das haben schon zig Leute gehabt und benutzt, das ist schon abgelebt, so etwas macht es gemütlich. So wie auch der Holzschrank in meinem Arbeitszimmer, in dem sich zahlreiche Whiskeyflaschen befinden. Nicht weil ich so viel saufe, sondern weil sie mir und meiner Band auf Tour immer übrig bleiben.

Das Bild über der Kaffeemaschine stammt vom Lebensgefährten der Mutter. Im hölzernen Weinschrank lagern die Whiskeyflaschen, die auf Tour übrig bleiben.
Fotos: Florian Albert

Außer dem Herd wird hier alles mit Gas betrieben – leider. Weil gerade einen Gasherd würde ich schon cool finden, bei allem anderen könnte ich auf Gas verzichten.

Über das Haus weiß ich leider sehr wenig, nur dass unsere Wohneinheit in den 1980er-Jahren draufgebaut worden ist. Ach ja, einen weiteren Mitbewohner haben wir unterm Dach, einen Marder. Manchmal hören wir ihn trapsen, manchmal hüpft er sogar übers Balkongeländer auf die Markise unter unserem Balkon und dann in den Innenhof.

Die Anrichte hat Lemo beim Einzug in die Mietwohnung gebraucht erworben.
Foto: Florian Albert

Das große Bild im Wohnzimmer stammt von einem Wiener Fotografen, der auch der Lebensgefährte meiner Mutter ist, Mischa Erben. Er hat da lauter Baumsamen fotografiert, das Projekt nennt sich Samenbank. In meinem Büro vulgo Arbeitszimmer komponiere ich und nehme auch Demos auf. Ich habe aber auch ein Zimmer in der Villa Lala ganz in der Nähe von hier gemietet, das ist so ein Musikerkollektiv, wo ich zwei Tage in der Woche bin. Es ist mir wichtig, dass ich ein wenig rauskomme und nicht alles zu Hause mache. Das gibt mir Struktur und Routine.

Mein Wohntraum wäre so ein Haus wie die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten, mit einem Kreisverkehr davor. Also so einem geschotterten, wo man schön mit dem Wagen vorfahren kann. Eine Schotterallee und am Ende ein kleiner Kreisverkehr, auf der Rückseite ein Pool und ein schöner Garten. Das wär’s!

Fotos: Florian Albert

Wie gesagt wollten wir ja eigentlich eh was kaufen, wir sind aber mit unserem Budget schnell an Grenzen gestoßen. Am Anfang dachten wir noch, okay, jetzt geht’s los, jetzt kaufen wir die Hermesvilla. So auf die Art. Aber ich habe sehr unterschätzt, wie arg teuer Immobilien geworden sind. Wir haben zuletzt schon im Raum Reichenau geschaut, da fängt es an, interessant zu werden. Aber das ist halt auch schon eine Stunde weg.

Jetzt überlegen wir, ob wir uns was für den Sommer zulegen. Für mich ist es ja eigentlich egal, wo ich arbeite. Wenn ich im Studio bin, muss ich natürlich hier sein, aber das Songwriting geht überall, auch auf Bali.

Fotos: Florian Albert

Dass die Mieten im Vergleich zu den Kaufpreisen noch sehr niedrig sind, ist das Gute hier. Da sind die Gemeindebauten und der Altbau-Mietendeckel schon Goldes wert. Danke, Wien!" (Protokoll: Martin Putschögl, 14.11.2022)