Noch läuft der private Konsum und damit das Postgeschäft. Aber hohe Inflation und Kostensteigerungen lassen Privat- wie Geschäftskunden ihre Ausgaben überdenken.

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Wien – An Paketen mangelte es der gelben Post nicht. Ihre Zahl steigt aufgrund des Onlinehandels stetig. Aufgrund hoher Diesel- und Gaspreise blieb unterm Strich trotzdem weniger übrig, der Konzernumsatz der Österreichischen Post AG stagnierte in den ersten neun Monaten. Hinzu kommt die hohe Inflation, die langsam aber sicher den Konsum und mit ihm das Geschäft der Post AG bremst.

Tiefe Spuren im Paketsektor hinterließ vor allem der türkische Logistikableger Aras Kargo, der ein Fünftel seines Umsatzes einbüßte und damit der ganzen Paketdivision, auf der die Wachstumsstory des teilstaatlichen gelben Riesen fußt, einen Dämpfer versetzte. Der Rückgang des Betriebsergebnisses (Ebit) im Paketsektor um 28 Prozent auf 58,6 Millionen Euro spricht eine deutliche Sprache. Er ist hauptsächlich auf die schwächelnde Aras Kargo zurückzuführen, an der die teilstaatliche Post 80 Prozent hält.

Inflation in In- und Ausland

Dabei steht in der Bilanz die Bewertung der Kaufoption auf die verbleibenden 20 Prozent an Aras mit 8,9 Millionen Euro positiv zu Buche. Wie hoch die Wechselkursverluste ausfielen, gab Post-Chef Georg Pölzl am Freitag nicht bekannt. Der stärkste Lira-Verfall war bereits vor dem Jahreswechsel 2021/22, seither ist die Lira relativ stabil. Allerdings galoppiert die Inflation im Land am Bosporus. Negativ sei Aras in keinem Quartal gewesen, wird betont.

Die Sparte Filiale & Bank ist nach wie vor von Aufbaukosten für die Bank 99 belastet. Die IT-Integration der ING-Kunden kostet eben. Zusammen ergibt diese um Teuerung und Kostensteigerungen angereicherte Mischung in den neun Monaten 2022 ein um 13 Prozent geschrumpftes Konzernbetriebsergebnis.

Hoffnung ruht auf Weihnachten

Aufholen wird man vieles im traditionell starken vierten Quartal mit dem Weihnachtsgeschäft. Zwar geht das Briefvolumen peu à peu zurück, die Portoerhöhung per Oktober – die Beförderung des gemeinen Standardbriefs kostet nun einen Euro statt 85 Cent, ein Paket mittlerer Größe 4,50 Euro (statt 4,30) – wird aber einiges wettmachen.

Aufzuholen gibt es einiges, denn vom Periodenergebnis brach ein Fünftel weg, von 110,5 auf 84,8 Millionen Euro. Immer noch genug, um den Postpartnern ein Stück abzugeben, argumentieren einige Servicepartner im Auftrag der Post. Die Basisprovision von 80 Euro pro Monat und die sogenannte "Qualitätsprämie" (250 Euro) für die rund 1.350 Post-Partner wurden seit zehn Jahren nicht valorisiert – obwohl Mieten, Raumwärme und Inflation kräftig stiegen. "Die Miete kostet 1.500 statt 1.100 Euro, Strom und Gas ein Drittel mehr, aber die Post mit Millionengewinnen zahlt uns gleich viel", rechnet ein Post-Partner dem STANDARD – hörbar verärgert – vor. Provisionen pro Brief und Paket würden valorisiert, hält Post-Chef Pölzl dagegen und verweist auf den für Themen wie diese eigens eingerichteten Beirat.

Bescheidener Ausblick

Der Ausblick auf das Gesamtjahr klingt bescheiden und angesichts der Teuerung und hoher Sprit- und Personalkosten herausfordernd zugleich: Post-General Georg Pölzl erwartet das Geschäft auf dem Niveau des Vorjahres, also rund 2,5 Milliarden Euro an Umsatz. Trotz hoher Papierpreise seien Brief- und Werbepost (noch) stabil, Bank- und Filialgeschäft sogar steigend. In den ersten neun Monaten war der Umsatz bei Brief und Werbepost um 0,7 Prozent rückläufig, bei Paket und Logistik um 4,5 Prozent höher, Filial- und Bankumsatz verbesserten sich um 62,2 Prozent, für ein positives Bereichs-Ebit reichte es aber nicht. Immerhin verkleinerte sich das Minus um 27 Prozent auf 24,8 Millionen Euro.

Unter der Voraussetzung berechenbarer Energieversorgung werde das Betriebsergebnis (Ebit) zumindest in der Mitte der kommunizierten Bandbreite von 161 bis 205 Millionen Euro liegen. "Ziel für 2023 ist Umsatzwachstum bei Kostenauftrieb und somit ein möglichst stabiles Ergebnis", so Post-Chef Pölzl, der insbesondere auf das bessere dritte Quartal verweist. Im Paketgeschäft sollte wenigstens der österreichische Markt nicht schwächeln, im dritten Quartal seien alle Ableger positiv gewesen. (ung, 11.11.2022)