Markus Lanz' Sendung im ZDF lebt vor allem von seinen oft provokanten Fragen und auch seinen fragwürdigen Thesen, mit denen er seine Gäste konfrontiert. Manchmal kann diese Provokation der Quote willen ziemlich danebengehen. Am Mittwoch war unter anderen die Klimaaktivisten Carla Rochel zu Gast. Die 20-Jährige ist eine sogenannte Klimakleberin und Teil der Gruppe Letzte Generation.
Deren Mitglieder kleben ihre Hände auf den Asphalt und blockieren so die Straßen – ihre Form des Protests, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen und auch darauf, dass Proteste bisher ignoriert wurden und dass es nicht mehr reiche, "mit bunten Schildern auf die Straße zu gehen", wie Rochel sagt. Mit Petitionen und Demonstrationen sei nichts erreicht worden. "Wir setzen uns auf die Straße, weil alles andere ignoriert wurde." Und: "Keine Protestbewegung war am Anfang beliebt."
"Ich nerve Sie gerade"
Lanz hat dafür wenig Verständnis, zynisch fordert er von Rochel gar mehr Optimismus ein und stellt ihr Menschenbild infrage. "Sie sitzen jetzt hier, eine eloquente junge Frau. Und sagen zum wiederholten Mal, was da alles droht, und malen sozusagen die Apokalypse an die Wand. Und ich frage mich die ganze Zeit: Was ist das für ein Menschenbild? Sie müssten optimistisch sein und Vertrauen haben in die Fähigkeiten zur Anpassung."
Er nervt und merkt das selber, "ich nerve Sie gerade", sagt er in Richtung Rochel. Die einzig richtige Antwort: "Ja". Denn die Menschen könnten sich nicht so schnell anpassen. Rochel weist auf die Erkenntnisse von Wissenschaftern und auf die Forschung hin, die "nicht gehört werden". Hier outet sich Lanz als Wissenschaftsskeptiker, "woher wissen die Wissenschafter das?". Mehr Fakten und weniger Meinung, das täte auch Markus Lanz gut. (Astrid Ebenführer, 11.11.2022)