Twitter hat an mehreren Fronten zu kämpfen.

Foto: Reuters / Kacper Pempel

Es dauerte nicht lange, bis Twitters neue Verifizierung – die in Wirklichkeit keine Verifizierung beinhaltet – zu einem Anstieg von Fake-Accounts führte. Firmen wie Nintendo, der Fruchthändler Chiquita und Tesla waren am Donnerstag mehrfach auf der Plattform zu finden. Mit teils geschmacklosen, teils unterhaltsamen Beiträgen erreichten die Hochstapler eine beachtliche Reichweite. So zum Beispiel ein Posting, in dem der Videospielcharakter Super Mario seinen Mittelfinger in die Höhe hält – und laut "Forbes" bereits zum Maskottchen für das Twitter-Chaos unter Musk geworden ist.

Das scheint auch Twitter-intern für Diskussionen gesorgt zu haben, und zwar wiederholt. Am Mittwoch tauchte bei Konten, die ihre Identität vor Einführung der Twitter-Blue-Verifizierung mittels Ausweis bestätigt haben, ein "Offiziell"-Hakerl auf. Damit sollte vermutlich sichergestellt werden, dass die Namen von Prominenten und Unternehmen nicht von Betrügern missbraucht werden. Das Feature gab es jedoch nicht lange. Nur wenige Stunden später verschwand das Abzeichen bereits, offenbar auf Elon Musks Anweisung.

Doppelt verifiziert

Aber auch dabei scheint es nicht zu bleiben. Stattdessen tauchen die eigentlich zurückgezogenen "Offiziell"-Hakerl derzeit bei einzelnen Firmen-Accounts wieder auf, darunter bei Tech-Konzernen wie Apple, Microsoft und Nintendo. Seltsamerweise fehlte ein entsprechender Hinweis bei Twitters eigenem Account Freitagmittag noch. Laut "The Verge" kündigte Produktchefin Esther Crawford bereits vor ein paar Tagen an, die zusätzliche Verifizierung zwar zurückzubringen, sich dabei allerdings auf "Regierungen und kommerzielle Einrichtungen" konzentrieren zu wollen. Einzelne Personen dürften sich also mit dem herkömmlichen blauen Haken zufriedengeben müssen.

Twitter Blue (so der Name für das Abo, das auch die Verifizierung inkludiert) wird allerdings nicht nur für harmlose Scherze genutzt. Wie "Bleeping Computer" berichtet, versuchten Betrüger vereinzelt auch, das Feature für Krypto-Scams zu missbrauchen – was leichtgläubige Nutzerinnen und Nutzer im schlimmsten Fall um Geld bringen könnte.

Ist man sich unsicher, ob ein Konto wirklich echt ist, lohnt es sich deshalb stets, den blauen Haken im Profil anzuklicken. Sind diese wirklich verifiziert, wird einem folgende Nachricht angezeigt: "Dieser Account ist verifiziert, da es sich um einen namhaften Inhaber/eine namhafte Inhaberin aus dem Bereich Politik, Nachrichten, Unterhaltung oder einem anderen festgelegten Bereich handelt." Bei allen anderen findet sich der Hinweis, dass sie Twitter Blue abonniert haben. In diesem Fall sollte sicherheitshalber der Accountname hinter dem @-Zeichen kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass es sich nicht um Hochstapler handelt.

Hilfestellung per Browser-Add-on

Wer die Kontrolle automatisieren möchte und Google Chrome nutzt, kann sich die Browsererweiterung "Eight Dollars" von den Entwicklern Will Seagar und Walter Lim installieren. Erst einmal installiert, zeigt diese statt des Verification-Hakerls an, ob eine Person "tatsächlich verifiziert" ist oder aber für das blaue Abzeichen bezahlt hat. Für die Installation muss man derzeit leider noch einen Umweg über den Chrome-Entwicklermodus einlegen, wie "9to5Google" hervorhebt.

Beim Chaos rund um die Verifizierungen handelt es sich nur um eines von vielen Problemen, mit denen Twitter seit Musks Übernahme zu kämpfen hat. Dieser soll am Donnerstag vor Mitarbeitern gesagt haben, er könne nicht ausschließen, dass die Social-Media-Plattform 2023 nicht mehr zahlungsfähig sein wird. Deshalb sei "eine Pleite nicht ausgeschlossen". Gleichzeitig verlassen immer mehr leitende Mitarbeitende das Unternehmen. Unter ihnen Lea Kissner, nunmehr früherer Chief Information Security Officer von Twitter. Dabei blieb es aber nicht. Auch Yoel Roth, Leiter der Abteilung für Sicherheit und Integrität, der Datenschutzbeauftragte Damien Kieran, Softwareentwicklungschef John Debay und die Leiterin der Compliance-Abteilung, Marianne Fogarty, haben Twitter Medienberichten zufolge hinter sich gelassen. (red, 11.11.2022)