Die mexikanische Serie "Seniorita89" ist auf Canal+ zu sehen.

Foto: Canal+

Sie sind gekommen, um zu feiern. Am Vorabend zur Wahl der schönsten Frau Mexikos sollen die Puppen buchstäblich tanzen. 32 Kandidatinnen stellen sich in einer Gala den staunenden Gästen, strahlendes Lächeln, Brust hinaus, Bauch (nicht vorhanden) hinein, hoch das Bein. Dafür haben sie trainiert, deshalb sind sie da.

Doch die Stimmung kippt. Dafür sorgt a) Elena, die ganz eindeutig nicht eingeladen ist, und b) eine der Kandidatinnen mit einem schnellen und endgültigen Abgang.

Illegale Schönheitsoperationen, Geheimprostitution

Wie es dazu kam, erzählen acht Folgen der mexikanischen Serie Seniorita 89 bei Canal+ aus der Sicht jeweils einer Kandidatin. Es beginnt mit der Studentin Elena (Ximena Romo), die im Haus La Encentada dafür sorgen soll, dass die Kandidatinnen beim Wettbewerb "von innen heraus" glänzen. Sie sieht die Schönheitsköniginnenschmiede als Forschungsobjekt.

Es braucht nicht allzu lange, bis Elena checkt, dass in dem Tempel so einiges nicht stimmt. Der Beauty-Contest ist in Wahrheit eine Horrorshow, aus der nur die härtesten Kandidatinnen lebend davonkommen – nicht nur deshalb, weil telefonieren verboten ist und am Lehrplan Simone de Beauvoir steht. Drogen- und Tablettenmissbrauch, Alkoholismus, illegale Schönheitsoperationen sowie Geheimprostitution finden unter dem Label Schönheit statt.

Stilistisch überzeichnet

In ihrer Form der stilistischen Überzeichnung hat Seniorita 89 Ähnlichkeit mit einer Telenovela, insbesondere bei den schwülstigen Dialogen mit Sätzen wie "Die Welt schloss sich um ihre Kehle" oder "Diese Krone zu gewinnen würde einen neuen Liebhaber bedeuten". Wer sich an englischsprachigen Serien sattgesehen hat, mag Seniorita 89 einiges abgewinnen können, etwa zweifelsfrei einzuordnende Charaktere: gute Models, böse Models – im Zweifelsfall sogar an der Kleidung zu erkennen – versus sabbernder Gouverneur und teuflischer Chirurg am OP-Tisch.

Alle andern finden sich womöglich in Elenas Zuschreibung wider: "Wenn deine Welt eine Falle ist, die vom schlimmsten aller Raubtiere entworfen wurde." Eine Serie wie Sinhá Moça, Brasilien, anno 1986 – mit mehr Mord und Totschlag. (Doris Priesching, 14.11.2022)

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