Das STANDARD-Forum bietet einer großen Bandbreite an Meinungen einen Platz. Emotionale Reaktionen sind dabei vorprogrammiert.

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Im Transparenzblog "So sind wir" berichtet die STANDARD-Redaktion über die eigene Arbeitsweise. Nach welchen medienethischen Grundregeln handeln wir? Aus welchen Fehlern lernen wir? Wir machen unsere Selbstreflexion öffentlich.

Offenes Austauschverhältnis

Ich liebe meine Poster! Auch wir beim STANDARD chatten intensiv. Allerdings nicht wie Thomas Schmid mit seinem geliebten Kanzler, sondern mit vielen der Leserinnen/User, die ihre Kommentare (rund 50.000 Postings pro Tag) unter unsere Texte schreiben. Wir haben zu den Leuten, die uns schreiben, auch kein "bedenkliches Naheverhältnis" wie manche Chefredakteure zu manchen Politikern, sondern ein oft erfreuliches, manchmal eher robustes, immer aber offenes Austauschverhältnis. Manche von uns (der Autor dieser Zeilen besonders gern) schreiben auch zurück.

Das derStandard.at-Forum ist eines der größten, wenn nicht überhaupt das größte einer Tageszeitung im deutschsprachigen Raum. Wir haben sehr früh "aufgemacht" für alle möglichen Meinungen (solange sie im halbwegs zivilisierten Rahmen und nicht strafrechtlich sind). Die Bandbreite der Meinungen unserer Poster ist sehr groß. Wir lassen viel zu. Das ist so bei einem liberalen Medium.

Moderation zur Deeskalation

Manchmal allerdings müssen wir löschen. Die Foren werden gescannt von einer Software, die auf Keywords reagiert, und betreut von einem Team an Forumsmoderatorinnen und Moderatoren. Die Forenmoderatoren bemühen sich dann um sofortige Deeskalation. Misslingt das, werden Postings vereinzelt gelöscht (rund drei Prozent). Einige Poster schreien dann "Zensur!", und sie müssen darüber aufgeklärt werden, was zulässige und was nicht zulässige Kritik ist.

Wenn es ganz arg wird, muss die Staatsanwaltschaft bemüht werden. Einige Herrschaften, die strafrechtlich relevante Beleidigungen und Drohungen von sich gaben, haben sich dann gewundert.

Anonyme Debatte

Das Spannende ist jedoch der Austausch. Manche Poster schicken interessante Links (allerdings manchmal auch solche zu Schwurbelseiten), manche haben brauchbare Tipps, und mit manchen Poster(innen) ergeben sich lebhafte, manchmal durchaus scharfe Diskussionen. Ziemlich oft ist dann die Reaktion: "Sie haben wenigstens geantwortet. Sie stellen sich immerhin." Das ist unser Verständnis von einem liberalen Medium.

Manche Kritiker unseres Forums stoßen sich an der Anonymität der Poster: "Die sollen mit ihrem Namen dafür einstehen." Kurzer Gegencheck: Würden Sie selbst mit einer an sich harmlosen, aber pointierten Meinung so einfach vor einem sehr großen Publikum Ihre Identität preisgeben? Manche Social-Media-Plattformen laufen Gefahr, zur Hass- und Verschwörungsmaschine zu werden. Beim STANDARD jedoch wird straff moderiert und jedenfalls hart, aber zivilisiert widersprochen. Unsere Foren sind Teil einer liberalen demokratischen Diskussion. (Hans Rauscher, 14.11.2022)