Die Arbeitseinsätze haben laut Berichten von Betroffenen in den Betrieben des Hoteliers und an weiteren Standorten in Vorarlberg stattgefunden.

Foto: Remko de Waal

Vor einer Woche hat der STANDARD über grobe Vorwürfe im Zusammenhang mit den Wifi-Tourismuskursen für Ukrainerinnen in Vorarlberg berichtet. Die Frauen sollen dort in vom AMS-geförderten Betrieben als Arbeitskräfte ausgebeutet worden sein. Das hielten mehrere Betroffene in Gesprächen mit dem STANDARD fest. Auch berichteten sie von falschen Versprechungen eines ukrainischer Mittelsmannes, die sie zur Kursteilnahme in Vorarlberg veranlassten. Der Besitzer des Ausbildungshotels und Tourismus-Spartenobmann, Markus Kegele, und das Wifi weisen alle Vorwürfe von sich. In Stellungnahmen sprachen sie von "praxisnahen Einsätzen". Wie die Verantwortlichen am Freitag bei einer Pressekonferenz verkündeten, wollen sie sogar weiter am Projekt festhalten.

Polizei ermittelt

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte die Opposition volle Aufklärung und der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) die Einstellung des Kurses gefordert. Darauf reagierte auch das AMS, das zuvor zu hundert Prozent die Kurskosten getragen hatte: Sie stellten die Förderungen ein. Man wollte zunächst die Anschuldigungen prüfen, hieß es mit Verweis auf die gute Erfolgsquote des Kurses. 77 Prozent der Kursabsolventinnen hätten demnach sofort in den Vorarlberger Arbeitsmarkt integriert werden können.

Aber zu welchem Preis? Diese Frage beschäftigt nun die Staatsanwaltschaft Feldkirch. Vor zwei Tagen hatte sie die Polizei mit Ermittlungen – es lag bereits eine anonyme Sachverhaltsdarstellung vor – beauftragt.

Hotelier streitet alles ab

Dass es Schwarzarbeit gegeben habe und dass das Projekt zu seinem finanziellen Vorteil durchgeführt wurde, wies Kegele am Freitag einmal mehr zurück. Sein Hotel diente als Austragungsort für die zweiwöchigen Housekeeping-Kurse und vierwöchigen Koch- und Servicekurse. Die Kosten beliefen sich dabei pro Teilnehmerin auf 2.800 Euro und jeweils 5.400 Euro, 75 Prozent gingen an den Hotelier, 25 Prozent ans Wifi. "Es ging nicht um Profit, absolut nicht", betonte er. Vielmehr habe er helfen wollen. Mehrere Kursabsolventinnen berichteten hingegen davon, dass sie für die Grundreinigung des Hotels sowie an weiteren Standorten, etwa auch bei einer Reinigungsfirma, eingespannt worden seien.

"Das Ganze grenzt an Verleumdung und da überlegen wir uns rechtliche Schritte", sagte der Hotelier. Er sah die Vorwürfe in Zusammenhang mit einer ehemaligen Kursleiterin, von der man sich habe trennen müssen. Tatsächlich sind keine der anfänglichen Kursleiterinnen und Kursleiter mehr für die Wifi-Kurse im Einsatz.

Wifi: Qualitätskontrollen durch "jour fixes"

Wifi-Leiter Thomas Wachter erklärte, eine Qualitätskontrolle sei unter anderem durch wöchentliche Jour fixes und die Ausbildungsleiter vor Ort gewährleistet worden. Bei den Kurskosten habe man sich an den üblichen Sätzen orientiert, das Projekt sei nie auf Gewinn ausgelegt gewesen. Das Hotel habe 75 Prozent des Kursbeitrags erst ausbezahlt bekommen, wenn die Teilnehmenden zu mindestens 75 Prozent am Kurs teilnahmen. Der Großteil der Absolventen habe sich zufrieden gezeigt, sie arbeiteten nun in 40 Betrieben in ganz Vorarlberg. Sowohl Kegele als auch Wachter wollen das Programm fortsetzen, sogar ausweiten. Mit welchen Mitteln, scheint unklar. (Elisa Tomaselli, APA, 12.11.2022)