Die Zeitspanne zwischen Erscheinen des ersten und zweiten Hakerls kann beim Versenden von Nachrichten Rückschlüsse auf die Position des Empfängers ermöglichen.

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Wer die Messengerdienste Whatsapp, Signal und Threema verwendet, kennt die zwei Hakerl, die am Ende einer Nachricht erscheinen: Das erste zeigt an, dass die Nachricht verschickt worden ist und das zweite, dass sie auch angekommen ist. Eine Forschergruppe konnte nun in einer Studie nachweisen, dass man aus dem Zeitunterschied zwischen dem Erscheinen des ersten und zweiten Hakerls Rückschlüsse auf den Standort des Empfangenden ziehen kann.

Resultate mit hoher Genauigkeit

Wie es in einer aktuellen Aussendung der Technischen Universität Dortmund heißt, ist Forschenden im Rahmen eines Aufenthalts in Abu Dhabi aufgefallen, dass es länger als sonst dauerte, wenn eine Nachricht nach Deutschland mit zweitem Hakerl als empfangen markiert wurde.

Mit diesem Phänomen als Ausgangspunkt analysierten die Forschenden zuerst den Datenverkehr eines Smartphones aus Deutschland, das alle zehn Sekunden eine Nachricht an Empfänger in unterschiedliche Länder schickte. In einem weiteren Schritt wurde der Versuch mit Nachrichten an Smartphones in deutschen Städten wiederholt.

Die Resultate der Studie zeigen, dass sich je nach Empfängergebiet eine individuelle Zeitspanne eruieren lässt, bis das zweite Hakerl angezeigt wird. In der Untersuchung konnte man das Empfangsgerät in anderen Ländern mit einer Genauigkeit von bis zu 84 Prozent bestimmen, innerhalb von Deutschland war teilweise sogar eine Genauigkeit von mehr als 90 Prozent möglich.

Standortbestimmung mit Einschränkungen

Die Lokalisierung ist aber nicht ohne Weiteres möglich: Eine Interpretation der Ergebnisse sei nur mit entsprechendem Vorwissen möglich. Außerdem funktioniere diese Methode laut Forschenden nur dann, wenn die Nummer des Sendenden im Empfangsgerät gespeichert ist. Unbekannte Standorte beliebiger Handynummern könnten so also nicht ermittelt werden.

"Wenn man aber bereits die üblichen Standorte des Smartphones kennt – zum Beispiel, weil man weiß, wo eine Person wohnt, arbeitet oder ins Fitnessstudio geht – kann man die charakteristische Dauer der Zustellbestätigung per Software messen und später mit dem Senden einer Nachricht an die Person herausfinden, ob sie sich gerade an einem dieser Orte befindet", gibt Theodor Schnitzler, leitender Forscher der Studie, zu bedenken. Für die Lösung des Problems schlagen die Forschenden eine zufällig zeitverzögerte Anzeige der Hakerl vor oder eine Option, dass man die Zustellbestätigung deaktivieren kann. (bbr, 12.11.2022)