Für Achim Benning war Oskar Werner (Bild) einer der "bemerkenswertesten, traurigsten und ganz schwer erklärbaren" Schauspieler.

Foto: ORF

Die Wirkung von Tönen auf Körper und Emotionen ist eines der faszinierendsten Forschungsfelder im Bereich der Psychologie und der Neurowissenschaften. Meines Wissens noch unerforscht ist, welche Wirkung die Stimme Oskar Werners auf den Organismus hat. Ich vermute: eine unendlich positive!

Ein Satz nur

Sobald der Schauspieler, an dessen 100. Geburtstag dieser Tage erinnert wird, auch nur einen Satz sagt, muss sich ein Schalter im Gehirn umlegen, der den Synapsen, Windungen und Gräben signalisiert: Hör! Jetzt! Zu! Hier spricht ein Mensch, und er hat etwas zu sagen: "Ich hab in meinen Jugendtagen / Wohl auf dem Haupt einen Kranz getragen ..." Wie ein Sog zieht diese Stimme an. Es ist und bleibt unmöglich, sich ihr zu entziehen.

Ganz schwer erklärbar

Gelegenheit dazu bot am Sonntag die Dokumentation Oskar Werner – Mensch und Mythos von Siegfried Steinlechner auf ORF 2. Darin gab es vieles zu erfahren – vieles, das man schon wusste. Menschen, die Oskar Werner noch kannten, kamen zu Wort und beschrieben ihn prosaisch, Michael Heltau etwa: "Er war nicht nur prachtvoll in seinem Reden. Er war hinreißend in seinem Feuer." Oder Achim Benning, der seine Begegnung mit dem Schauspieler zu den "bemerkenswertesten, traurigsten und ganz schwer erklärbaren" zählt.

Das Beste aber war das viele Originalmaterial. Fotos, Filmausschnitte und Interviews dokumentierten Glanz und Untergang dieses österreichischen Schauspielstars. Eine Reise in die Vergangenheit und eine Erinnerung, wie aufwühlend, tröstlich, bewegend, wie groß Stimme und Schauspiel Oskar Werners waren. Viel mehr davon gibt es übrigens derzeit im Wiener Metro-Kinokulturhaus. (Doris Priesching, 13.11.2022)