Sam Bankman-Fried ist Anhänger des Effektiven Altruismus.

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Es ist nicht lange her, dass Sam Bankman-Fried noch als Robin Hood der Kryptobranche galt. In Interviews, unter anderem mit Bloomberg, verkündete der auf den Bahamas ansässige Unternehmer im Frühjahr, fast sein gesamtes Vermögen für wohltätige Zwecke spenden zu wollen.

Dadurch generierte er ein schillerndes Bild von sich selbst, das jetzt erst angesichts der jüngsten Geschehnisse ins Bröckeln gerät.

Der Multimilliardär ist Gründer und Ex-CEO der nun insolventen Kryptobörse FTX, die in den letzten Tagen Richtung Krise schlitterte. Innerhalb von 72 Stunden wollten Anleger etwa sechs Milliarden Dollar abbuchen. Selbst die hoffnungsvolle Ankündigung einer Übernahme durch den Marktführer Binance sorgte nur für kurze Erleichterung. FTX’ Probleme seien so schwerwiegend, dass sie "außerhalb unserer Kontrolle oder unserer Fähigkeit zu helfen" liegen würden, gab das Unternehmen bekannt.

Verschwundenes Vermögen

Als sei das nicht genug, legte Reuters am Samstag mit einem Bericht über finanzielle Ungereimtheiten bei der Kryptobörse nach. Mindestens eine Milliarde Dollar an Kundenvermögen seien demnach verschwunden, insgesamt habe Bankman-Fried zehn Milliarden Dollar an seine Investmentfirma Alameda Research überwiesen. Diese hat der 30-jährige US-Amerikaner bereits 2017 gegründet. FTX wurde im Oktober 2019 gegründet – und verzeichnete zuletzt ein Handelsvolumen von etwa zehn Milliarden Dollar täglich.

Sam Bankman-Fried ist Sohn zweier an der Stanford University in Kalifornien lehrender Jus-Professoren, hat selbst ein Physik- und Mathematikstudium am Massachusetts Institute of Technology abgeschlossen und gilt als Anhänger des Effektiven Altruismus.

Spenden, aber nur angekündigt

Wie der Name der Bewegung bereits nahelegt, verfolgt diese das Ziel möglichst effektiver Hilfszahlungen. 99 Prozent des eigenen Vermögens – im Frühjahr mehr als 26 Milliarden Dollar – will Bankman-Fried laut eigenen Aussagen spenden. Ein Versprechen, das er noch nicht eingelöst hat. Stattdessen steckte er zig Millionen in den Aufbau seiner Kryptobörse.

Wie hoch die Chancen stehen, dass die Pläne Realität werden, bleibt abzuwarten. Sowohl US-Börsenaufsicht als auch US-Justizministerium haben angekündigt, den Zusammenbruch von FTX zu untersuchen. Dieser sorgte für ein schweres Erdbeben am Markt für Kryptowährungen – das selbst Währungen wie Bitcoin und Ethereum ins Straucheln brachte. (Mickey Manakas, 13.11.2022)