Viele machen es gar nicht, manche geben sich viel Mühe: Die eigenen Ein- und Ausgaben zu dokumentieren ist viel Arbeit, macht aber auch Sinn.

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"It's not the money you earn, it's the money you burn." Es geht nicht darum, wie viel man verdient, sondern wie viel Geld man verbraucht. Sprüche wie dieser weisen nicht nur auf die Gefahr von Fixkosten hin, sondern ermuntern vielleicht den einen oder anderen, sich einen Überblick über die eigenen Ein- und Ausgaben zu verschaffen. Speziell in diesen Zeiten, in denen Mieten steigen, sinnvolle Anlageformen schwierig zu finden sind und die massive Inflation wohl noch die nächsten Jahre für zunehmend leere Portemonnaies sorgen wird.

Vielen reicht der Blick auf das Konto, um herauszufinden, ob sich der kommende Monat finanziell noch irgendwie ausgeht. Andere versuchen, mit Haushaltsrechnern einen besseren Überblick zu haben, wo das sauer verdiente Geld eigentlich hinfließt. Gegen eine höhere Miete kann so eine Haushaltsrechnung zwar nicht helfen, aber sie schafft es im Idealfall, mit der zusätzlichen Auflistung sonstiger Ausgaben mögliche Sparpotenziale zu erkennen.

Speziell in Mehrpersonenhaushalten kann das durchaus hilfreich sein, um etwa Anteile an Fixkosten nach beispielsweise einem Jobwechsel oder einer Karenz wieder zu aktualisieren. Auch wer einen Kredit aufnehmen will, kann so flotter feststellen, wie hoch die monatliche Kreditrate maximal sein darf. Die Möglichkeiten, die monatlichen Einnahmen und Ausgaben übersichtlich darzustellen, sind mannigfaltig.

Bank-Apps

Die meisten haben sie installiert, aber dass die Apps von Erste Bank, Bank Austria oder Raiffeisen recht brav die Ausgaben gleich in die richtige Kategorie schieben, davon wissen nicht alle. Ein paar Klicks reichen aus, um sich etwa bei der George-App in der Cashflow-Übersicht wiederzufinden. Dort sieht man Aus- und Eingänge am Konto aufgeschlüsselt. Der Wocheneinkauf im Supermarkt landet etwa bei "Essen und Trinken", Tankstellenbesuche landen in der Kategorie "KFZ".

Wer es wirklich genau haben will, muss allerdings nachbessern und eventuell eigene Kategorien definieren. Voreingestellt landen etwa Zahlungen an Versicherungen bei "Andere Ausgaben". Mit etwas Feinarbeit lässt sich so aber recht schnell eine gute Übersicht schaffen, wo die Haupt- oder Zusatzausgaben in diesem Monat hingeflossen sind.

Die meisten Banken, hier die George-App, bieten die automatische Erkennung von Ein- und Ausgaben an.
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Ganz ohne Fehler ist diese Methode allerdings nicht. So fließt die Kreditkartenabrechnung, die bei vielen Nutzerinnen und Nutzern wohl über dieselbe App läuft, nicht in die Übersicht mit ein. Wer zudem zwei Kontos hat, müsste zumindest zwei Apps im Auge behalten, und für Leute, die noch immer gern bar bezahlen, ist diese Methode auch nur bedingt hilfreich.

Diese Herausforderungen gelten für diverse Apps unterschiedlicher Banken, die der STANDARD getestet hat: So landen etwa im Selbstversuch mit der App der Bank Austria rund die Hälfte der Kontoabflüsse standardmäßig in der Rubrik "sonstige Ausgaben", was eine korrekte Zuordnung entsprechend erschwert. Händisch nachbessern mussten wir ebenfalls in der App der Easy Bank.

Haushaltsrechner-Apps

Wer einmalig seine Daten eingeben will, um zu sehen, was beispielsweise in diesem Monat übrigbleibt, der findet solche Eingabefelder bei Banken wie der Volksbank oder diversen Online-Beratungsstellen. Hier findet man Kategorien, die für die meisten Anwenderinnen und Anwender ausreichen sollten. Nettoeinkommen, Miete, Freizeit oder auch Altersvorsorge kann man hier bequem selbst ausfüllen.

Wer sich allerdings das Ergebnis nicht immer ausdrucken, sondern diesen Überblick regelmäßig betreuen will, der sollte zu einer inhaltsgleichen App greifen. Übersichtlich und reich an Funktionen ist etwa "Money Manager" für iOS und Android. Viele Kategorien gibt es vorbereitet, eigene können angelegt werden. Auch die Form der Zahlungsmethode, etwa Bargeld oder Karte, kann in Zusatzfelder eingetragen werden. Ein übersichtliches Kreisdiagramm zeigt dann auf, wohin das Geld in diesem Monat geflossen ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Apps ist die App nicht kostenpflichtig, dafür wird Werbung eingeblendet.

Viele Apps geben sich Mühe bei der grafischen Inszenierung. Hier am Beispiel Moneystats.
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Alternativen dazu wäre etwa die App "Money Control", die zahlreiche Funktionen bietet, für viele davon – darunter eine passende Web-App – aber leider ein monatlich zu bezahlendes Abo einfordert. Für wen ein zusätzliches Abo nicht infrage kommt, der kann es mit "Haushaltsbuchungen Moneystats" probieren. Hier kann man bequem alles Nötige einstellen, Kassenzettel scannen und mit anderen Personen synchronisieren.

Der Haken der grundsätzlich kostenlosen App: Manche Features muss man via In-App-Käufen erwerben, darunter etwa die Synchronisation mit anderen oder auch das Erstellen von Kontoauszügen. Hier bewegt man sich pro Kauf bei 3,49 Euro, was mit Sicherheit einem kostenpflichtigen Abo vorzuziehen ist. Mit unter 10 Euro hat man hier eine sinnvolle Alternative gefunden.

Auch wichtig: Vor der Verwendung einer solchen – vor allem kostenlosen – App sollte genau geprüft werden, welche Daten wo gespeichert und mit wem sie geteilt werden.

(Google) Excel

Wer ausreichend Geduld und Durchhaltevermögen hat, der investiert initial einen Nachmittag und legt selbst eine Excel-Tabelle an. Hier kann mit den selbstgewählten Farben gearbeitet werden beziehungsweise eine Ansicht erstellt werden, die dem eigenen Geschmack entspricht. Wer einmal selbstständig war, hat das vielleicht schon gemacht und in seinem Angestelltenverhältnis einfach weitergeführt.

Mit den zahllosen Funktionen von Excel kann man hier schön Zwischensummen bilden und Monate, die ins Minus rutschen, rot markieren. Der größte Vorteil ist aber mit Sicherheit, dass man ein Jahr so übersichtlich betrachten kann, was in den Alternativen schwieriger oder unmöglich ist.

Die Google-Docs- bzw. Excel-Onedrive-Variante hat gegenüber lokal gespeicherten Tabellen den Vorteil, dass man sie überall öffnen kann, wo man Zugang zum Internet hat. Die Sicherheit eines solchen Dokuments sollte in jedem Fall gegeben sein, verspricht Google. An einem Fremdrechner sollte man dann aber sicherstellen, dass die Zugangsdaten nicht automatisch gespeichert wurden. Und auch die Aktivierung von Zwei-Faktor-Authentifizierung soll an dieser Stelle ein weiteres Mal empfohlen werden.

Fazit

Viele werden im Zusammenhang mit Artikeln wie diesem argumentieren, dass das mühsame Notieren aller Ausgaben wenig wert ist. Der Blick am 1.1. jedes Jahres reicht, um zu sehen, wohin die Reise finanziell geht. Es gibt dennoch zahlreiche Gründe, warum Buchhaltung auch für den Einzelnen relevant sein kann.

Wer künftig den Kauf einer Wohnung plant, die Kostenverteilung während einer Karenz neu verhandeln will oder einfach kurzerhand wissen will, wie das Jahr finanziell gelaufen ist, der sollte sich mit dem Thema Haushaltsrechner auseinandersetzen. Einsparungspotenzial erkennt man in Form einer solchen Auflistung am einfachsten.

Je mehr Leute eingetragen werden müssen, etwa bei einem Mehrpersonenhaushalt, geteilten Kosten oder mehr als einem zu berücksichtigenden Konto, desto größer der Aufwand. Das trifft sowohl auf die Erstellung als auch auf die laufende Wartung des Dokuments zu. Dennoch scheint es in finanziell schwierigen Zeiten sinnvoll, sich mehr mit dem Thema Geld auseinanderzusetzen. Ob einem da das Eintragen in eine App oder das Kritzeln auf einem Blatt Papier mehr liegt, muss jeder für sich entscheiden. (Alexander Amon, 15.11.2022)