Die EU-Kommission will mit ihren insgesamt 136 European Digital Innovation Hubs die "digitale Transformation" vorantreiben. KI und Co sollen so die Wettbewerbsfähigkeit der EU sichern.

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Wien – Wenn von künstlicher Intelligenz (KI) die Rede ist, scheiden sich die Geister. Die einen halten sie für brandgefährlich, die anderen sehen enormes Potenzial in ihr. Die Industrie steht der Technologie durchaus offen gegenüber und bekommt nun seit Anfang November Unterstützung aus der Forschung. Unter dem Namen AI5production sollen Produktionsprozesse kleiner und mittlerer Betriebe (KMU) aus der Industrie mittels moderner Technologien verbessert werden.

Die von der Technischen Universität Wien und der Johannes Kepler Universität in Linz initiierte Institution ist dabei der größte von vier sogenannten European Digital Innovation Hubs (EDIH) in Österreich. Diese sollen als zentrale Anlaufstellen im Digitalisierungsprozess fungieren und Unternehmen unterschiedlicher Branchen gezielt mit Expertise und Infrastruktur versorgen.

Stärken von Mensch und Maschine vereinen

Neben den drei Hubs, die auf Land- und Forstwirtschaft, Bauindustrie und Mobilität sowie Tourismus, Sport und öffentlichen Sektor fokussiert sind, ist AI5production auf die industrielle Nutzung innovativer Technologien bedacht. "Es geht darum, die Stärken von Mensch und Maschine zu nutzen und sinnvoll zu verbinden", fasst es Johannes Fröhlich von der TU Wien zusammen.

Konkret geht es um wissenschaftliche Unterstützung bei Fragen zur Forschung und Entwicklung, die Bereitstellung von Forschungsinfrastruktur, Schulungen für Mitarbeitende sowie eine Vernetzung auf nationaler und europäischer Ebene. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Technologien, die von KI über Cybersecurity bis hin zu High-Performance-Computing reichen. Von den Leistungen profitieren können Industriebetriebe mit bis zu 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern; geografisch liegt der Fokus auf den Bundesländern Wien, Oberösterreich und Niederösterreich.

Als Beispiel führt Claudia Schickling, Koordinatorin des Innovations-Hubs, die Zusammenarbeit von Menschen und Robotern an. Interessierte Industriebetriebe könnten im Rahmen von Kleinprojekten in einem der 26 Laborinfrastrukturen vorweg testen, ob und inwiefern sich die sogenannten Cobots in der eigenen Produktion eignen.

Ergänzend würde Expertise der insgesamt 16 am Hub beteiligten Institutionen zur Verfügung gestellt. Darunter finden sich neben den Initiatoren auch das Austrian Institute of Technology, das Ars Electronica Center sowie zahlreiche weitere (außeruniversitäre) Forschungseinrichtungen sowie Industriebetriebe.

Finanzierung durch EU und Bund

Finanziert werden die Hubs zur Hälfte von der Europäischen Union im Zuge des knapp acht Milliarden Euro schweren Programms "Digitales Europa" – die restlichen 50 Prozent steuert das Wirtschaftsministerium bei. Insgesamt fließen so rund 17 Millionen Euro in die vier Anlaufstellen, rund ein Viertel geht an AI5production.

Die Gelder sind vorerst auf drei Jahre begrenzt, bis dahin sollen 130 Digitalisierungsprojekte umgesetzt, 1.300 Schulungen durchgeführt und 75 Unternehmen bei der Suche nach Finanzierungen unterstützt werden. (Nicolas Dworak, 14.11.2022)