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Die Insolvenz der Kryptobörse FTX hat in den vergangenen Tagen für ein regelrechtes Beben in den Kryptomärkten gesorgt: Nach ohnehin schon schwierigen Wochen stürzten die Kurse von Bitcoin und anderen Kryptowährungen ab, im Markt herrscht extreme Angst, die Zukunft von FTX-Gründer Sam Bankman-Fried ist ungewiss. Dennoch hält Nayib Bukele, Präsident von El Salvador, dem Bitcoin nach wie vor die Treue.

Bitcoin in El Salvador

Bukele hatte Bitcoin im September 2021 zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt, seitdem können Einkäufe und Steuern dort mit der Kryptowährung bezahlt werden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte dem Staat bereits vehement davon abgeraten, und auch unter vorherigen Kursschwankungen hatte El Salvador bereits stark gelitten. Bukele hält jedoch daran fest und macht dies aus aktuellem Anlass auch in einem Tweet deutlich.

Demnach sei Bitcoin "das Gegenteil von FTX", wie er schreibt: Bitcoins Protokoll sei eben geschaffen worden, um Ponzi-Schemes, Banken-Runs und andere Problematiken zu verhindern. "Manche verstehen es, manche nicht", schließt er: Man befinde sich nach wie vor in einem frühen Stadium.

Bukele bezieht sich dabei auf das ursprüngliche Bitcoin-Whitepaper: Dieses sah den Aufbau eines Peer-to-Peer-Netzwerks vor, das aufgrund seiner Beschaffenheit kein Vertrauen in einzelne Marktteilnehmer – etwa Banken – erfordert. Die Schuld an der aktuellen Misere sieht Bukele mehr bei einzelnen Marktteilnehmern wie FTX-Gründer Sam Bankman-Fried.

Angst im Markt

Wenig überraschend bekommt Bukele für seinen Standpunkt Zuspruch von den lautstarken Mitgliedern der Community: "Er gehört zu denen, die es verstehen", schreiben nicht wenige von ihnen, bis Montagnachmittag um 15 Uhr (MEZ) wurde der Tweet über 4.000 Mal geteilt.

Das soll allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass unter den Investoren eine starke Unsicherheit herrscht. Dies zeigt wie so oft der "Fear & Greed Index", bei dem aus verschiedenen Faktoren berechnet wird, ob im Bitcoin-Markt derzeit eher Angst oder Gier vorherrscht. Je höher der Wert auf einer Skala von Null bis 100, desto mehr Gier herrscht im Markt – und seit Tagen liegt der Index bei einem Wert um die 25, was für "extreme Angst" steht.

Indes sammeln Szenemedien wie Coindesk.com die Stimmen diverser professioneller Analysten, um sich einen Überblick über die aktuelle Situation zu verschaffen. Der Grundtenor dürfte dabei sein, dass die aktuelle Situation noch zu chaotisch ist, um sich ein vernünftiges Bild machen zu können.

Bitcoin-Prognosen der Analysten

Manche von ihnen wagen sich dennoch an Kursprognosen: So sieht Joe Di Pasquale, CEO von BitBull Capital, den Kurs des Bitcoin langfristig unter der Marke von 20.000 Dollar. David Duong, Head of Institutional Research bei Coinbase, hält gar ein Absacken des Kurses auf rund 13.500 Dollar für möglich.

Mike Mc Glone, Senior Makroanalyst bei Bloomberg, erwartet schließlich einen Einbruch des Bitcoin-Kurses auf den Bereich zwischen 10.000 und 12.000 Dollar. Mehr noch: Er schließt außerdem nicht aus, dass sich der Crash des Bitcoin auch auf andere Anlageklassen auswirken könnte, zumal der Höhenflug des Bitcoin auch ein starker Treiber des Aufwärtstrends gewesen sei. Diese Einschätzung teilen längst nicht alle Marktbeobachter: Denn letztlich sei die Marktkapitalisierung des Bitcoin definitiv zu klein, um echte Auswirkungen zu haben, so eine weitverbreitete Ansicht. (Stefan Mey, 14.11.2022)