In Wien-Aspern soll die erste Anlage entstehen, weitere in der Donaustadt und in Simmering folgen.

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Wien – 2026 soll Wien seine erste Geothermie-Anlage bekommen. Dazu muss ein Thermalwasservorkommen in mehr als drei Kilometern Tiefe angezapft werden – der Beginn der Bohrarbeiten ist für 2024 geplant. Die erste Anlage in Aspern soll bis zu 20.000 Haushalte mit Wärme aus der Tiefe versorgen können, bis 2030 will die Wien Energie bis zu vier Anlagen in der Donaustadt und in Simmering mit einer Gesamtleistung von bis zu 120 Megawatt für 125.000 Haushalte entwickeln.

"Dank dem Thermalwasservorkommen direkt unter der Stadt und dem gut ausgebauten Fernwärmenetz befinden wir uns auch im europäischen Vergleich in einer einzigartigen Ausgangslage, um Haushalte mit klimaneutraler Wärme versorgen zu können", sagte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) am Montag bei der Präsentation des Projekts. In Summe sollen die Tiefengeothermie-Anlagen im Stadtgebiet bis zu 20 Prozent des Fernwärmebedarfs decken können.

Wien Energie will Projekt selbst finanzieren

Die Wien Energie rechnet mit Projektkosten von rund 80 Millionen Euro, das Klimaschutzministerium schießt rund acht Millionen Euro als Förderung zu. Finanzieren will die Wien Energie das Projekt aus dem laufenden Geschäft. "Wir haben einen Cashflow von ungefähr 250 Millionen Euro per anno. Das heißt, wir gehen davon aus, dass wir diesen Betrag aus dem Cashflow finanzieren können", sagte Wien-Energie-Chef Michael Strebl.

Die Vorarbeiten für die Errichtung der Anlage sollen schon im kommenden Jahr beginnen. "Wir werden jetzt in den nächsten Monaten das Genehmigungsverfahren durchführen und hoffen, dass wir ab nächstem Jahr die Bauarbeiten beginnen können", sagte Wien-Energie-Geschäftsführer Karl Gruber.

100 Grad Celsius in 3.000 Metern Tiefe

Das Wärmereservoir unter der Stadt sei nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich, sagte Gruber. Das an die Erdoberfläche gepumpte Wasser wird in einem geschlossenen Kreislauf wieder zurückgeführt, der Entnahme- und der Rückgabepunkt des Thermalwassers liegen etwa vier Kilometer auseinander.

"Mit 100 Metern Bohrtiefe erhöht sich die Temperatur um jeweils drei Grad. Damit kommt man, wenn man 3.000 Meter tief bohrt, auf etwa 100 Grad Celsius." Zur Erschließung des Thermalwassers sind mehrere Bohrungen notwendig, die aber nur einen Durchmesser von etwa 30 Zentimetern haben. Deshalb sei mit keinerlei Auswirkungen wie etwa Vibrationen an der Oberfläche zu rechnen. Technisch anspruchsvoll sind Bohrungen in solchen Tiefen dennoch, deshalb arbeitet die Wien Energie dabei mit der OMV zusammen, die mit ihrer technischen Expertise für die geologische Planung zuständig sein wird. (APA, 14.11.2022)