Ich mag Krähen. Obwohl, ein bisschen suspekt sind sie mir schon. Wenn es Vögel gibt, denen ich zutraue, dass sie mich austricksen, dann sind das Krähen. Ich glaube, derzeit tüfteln sie gerade, wie sie das Gartenhaus aufbrechen, den Rasenmäher kurzschließen und mit einem Sack Vogelfutter abhauen können.
Noch ist es bei uns im Garten aber friedlich. Rundherum gibt es eine kleinere Krähenkolonie, wir nennen sie Ocean's Eleven, doch zur Fütterung gesellen sie sich so gut wie gar nicht. Sie sitzen hauptsächlich auf hohen Bäumen in der Umgebung, matchen sich dort ab und zu mit Sperbern oder stolzieren mit ihren kräftigen Beinen auf Futtersuche durch die abgemähte Heuwiese nebenan. Krähen krähen nicht, sie krächzen, und das stimmgewaltig und abwechslungsreich.
Raben und Krähen sind eine Familie
Krähen und Raben bilden gemeinsam die Gattung Corvus in der Familie der Rabenvögel. Die größeren Vertreter sind die Raben, die kleineren die Krähen. Ostösterreich, vor allem Wien, ist ein besonderer Krähenwinkel, weil sich hier im Winter die Lebensräume von drei recht ähnlichen Arten überlappen: Saatkrähen (Corvus frugilegus) als Wintergäste, westliche Rabenkrähen (Corvus corone) und östliche Nebelkrähen (Corvus cornix). Letztere sind meine Lieblinge, weil sie nicht ausschließlich schwarz sind, sondern aussehen, als ob sie einen grauen Pullunder tragen würden.
Sehr intelligent
Die überdurchschnittliche Vogelintelligenz von Raben und Krähen ist seit langem bekannt. Sie können angeblich bis fünf zählen. Sie erzählen sich, welche Menschen gut zu ihnen sind und welche böse, sie lassen sich von Emotionen anderer Artgenossen anstecken, ja, sie haben eine Art Bewusstsein. Ich mag Krähen, ich hoffe, sie mich auch. Das Vorhängeschloss am Gartenhaus hab ich nur routinemäßig ausgetauscht. (Michael Simoner, 16.11.2022)